1. Geliebter Dämon 08: Engel und Dämon


    Datum: 10.09.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byPhiroEpsilon

    08 Ein Engel und ein Dämon
    
    Ich ließ die beiden auf dem Sofa zurück โ€” aneinander gekuschelt und tief schlafend โ€” und fuhr nach Hause.
    
    Dort angekommen schloss ich die Tür auf, warf meine Tasche auf die Garderobe, und lief Richtung Küche. Ich erstarrte, als ich ein Paket sah, das auf dem Küchentisch lag.
    
    War Peter dagewesen?
    
    Ich machte ein paar Schritte näher. Das Paket war nicht sehr groß, es konnte ein Buch sein oder eine Pralinenschachtel. Nichts von beidem schien mir logisch.
    
    Eine Bombe? Doch es gab nun wirklich niemanden, der Grund hatte, so angepisst zu sein.
    
    Auf der Oberseite stand in einer schönen, ausgeprägten, altmodischen Handschrift mein Name, sonst nichts. Also war es auch nicht mit der Post gekommen.
    
    Vorsichtig nahm ich es in die Hand, bereit, es beim kleinsten Anzeichen von Gefahr aus dem Fenster zu werfen. Aber nichts klickte oder tickte oder summte. Zu schwer für Pralinen.
    
    Also riss ich das Papier auf. Ja, es war ein Buch, ein sehr altes. Ein dicker Ledereinband mit Goldverzierungen, aber ohne Hinweis auf den Titel.
    
    Ich schlug es auf. "Ehen der Söhne Gottes mit den Töchtern der Menschen" Huh? Wer schickte mir denn so etwas? Lag vielleicht irgendwo eine Gebrauchsanleitung drin?
    
    Ich blätterte es schnell durch und stöhnte. Fraktur, Bäh! Ich hatte es schon immer gehasst, in alten Büchern recherchieren zu müssen. Zwischendurch waren einzelne Wort oder ganze Abschnitte in "normaler" Schrift. Ich stöhnte erneut. Latein! Seit der zehnten ...
    ... Klasse hatte ich damit nichts mehr am Hut.
    
    Das erste Kapitel hieß "Nephilim". Anscheinend ging es hier um die Nachkommen von Engeln und Menschen, die durch die Große Flut โ€” die mit Noah und der Arche โ€” ausgelöscht wurden. Wenn die ausgelöscht waren, warum schrieb man ein Buch darüber?
    
    Ah, sie waren gar nicht getötet worden, sondern aus ihnen wurden Dämonen. Sehr logisch! Und sowas von relevant für meine Situation. Ich blätterte weiter.
    
    Dann stockte mein Finger, als mir eine Überschrift wortwörtlich entgegensprang. "Succubus" Im selben Moment tauchte ein Bild in meinem Geist auf: Die rothäutige Dämonin auf dem Gemälde im Stundenhotel.
    
    Was zur Hölle?
    
    Mühselig entzifferte ich die folgenden Zeilen.
    
    "... daß er sey bißweilen Dæmon Incubus, in Manns Gestalt/ bißweilen aber ein Dæmon Succubus in Weibes Gestalt/ und könne also beyde mit Weib und Mann zu schaffen haben.
    
    ... welcher habet keinerlei Seele/ werdet getryben von unstillbarer Gier des Fleisches/ und bringet unendliche Lußt geboren aus tiefstem Höllen-Schlund ... welche also sauget eines jeglichen Mannes Krafft in sich/ und lasset nur eine leere Hülle ..."
    
    Ach. Du. Scheiße!
    
    Ich ließ mich auf einen der Hocker fallen und versuchte, ruhig zu atmen.
    
    Das war doch Aberglaube, tiefstes Mittelalter. Ich lebte im einundzwanzigsten Jahrhundert. So etwas wie Dämonen und Teufel oder Magie das gab es doch nicht.
    
    Wenn mir jemand dieses Buch geschickt hatte, um mir eine Scheißangst einzuflößen, dann war es ...
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