Geliebter Dämon 08: Engel und Dämon
Datum: 10.09.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byPhiroEpsilon
... mit einem inoperablen Hirntumor war das kein Wunder.
"Schau nicht so misstrauisch", zischte sie. "Das war keine Einbildung. Ein Engel erschien mir. Sie sagte mir, dass ich leben durfte. Die Bedingung war, dass ich sie als mein Kind aufziehen sollte und danach ihre Tochter, bis diese erwachsen war. Fünfunddreißig Jahre Leben würde ich geschenkt bekommen, könnte meinen Sohn und meine Enkelkinder aufwachsen sehen."
Ich runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
"Zwei Tage später war ich gesund und hatte eine zehnjährige Adoptivtochter."
"Uriel, den Engel des Todes", warf ich ein.
"Uriel, den Engel des Lichts", korrigierte sie mich. Sie zeigte sich nicht verwundert, dass ich den Namen kannte. "Sie musste zehn Jahre unter Menschen leben, um eine Seele zu entwickeln. Dann würde sie eine Tochter bekommen, ihre Seele an diese weitergeben und wieder zurück in den Himmel gehen."
"Also bin ich ein — wie heißen die? — Nephilim?"
"Nicht wirklich. Nephilim sind die von Engeln gezeugten Kinder von Menschenfrauen. Dein Vater war kein Engel. Deine Mutter war kein Mensch."
"Und wer war mein Vater?"
"Ich weiß es nicht. Arielle hat es mir nie gesagt. Ich wusste, dass sie eine Affäre hatte. Ich wusste, dass sie den Kerl hasste, und es trotzdem tat. Wegen dir."
Wen konnte ein Engel hassen? "Kann es sein — nein, das ist zu verrückt."
"Was?"
"Ich habe jemanden getroffen. Einen Mann. Ich ... äh ..."
Sie richtete sich auf. "Er hat dich geschwängert."
"Er ...
... behauptet das Gegenteil", stieß ich hervor. "Es ist erst drei Tage her. Aber ich hatte Sex mit ihm. Überirdischen Sex. Ich denke er ist ein Dämon. Ein Inkubus. O Scheiße!!!" Hatte ich etwa mit meinem eigenen Vater ...
Oma lächelte mich an. "Ganz gleich, was er war. Deine Mutter war ein Engel. Und du hast eine Seele." Sie seufzte auf und ließ sich zurücksinken.
"Also bin ich halb Engel und halb Dämon." Ich schüttelte den Kopf. Noch vor drei Tagen hätte ich jeden ausgelacht, der so etwas gesagt hätte. Oder gleich in ein Irrenhaus gebracht. War ich jetzt irre? Gab es doch übernatürliche Wesen auf der Erde? War ich eines davon? Und ...
"Das Ganze war geplant? Meine Engel-Mutter sollte von einem Dämon — einem Sexdämon —eine Tochter empfangen und zur Welt bringen? Wer denkt sich den so etwas aus?"
"So sieht es aus." Omas Stimme war viel schwächer geworden. Ich griff nach ihrer Hand. Sie war kalt, blutleer.
"Weißt du mehr? Irgendetwas? Wozu wurde ich geboren? Was wird passieren? Was soll ich tun?"
Sie bewegte ihre Lippen. Konnte ich ihr helfen? Konnte ich Energie in sie hineinpumpen, so wie sie in mich floss? Ich konzentrierte mich. Ihre Hand schien sich ein bisschen zu erwärmen.
"Meine Zeit ist um", flüsterte sie. "O Gott, nimm mich ..."
Es war vorbei. Sie war zufrieden gestorben. Keinerlei unerfüllten Wünsche hatte ich bei ihr erkennen können. Ich hielt ihre Hand, ich weiß nicht wie lange, und ließ meinen Tränen freien Lauf.
Irgendwann wurde die Tür aufgerissen ...