Der Pastor und das Mädchen
Datum: 13.09.2020,
Kategorien:
Sonstige,
Autor: Hassels
... hier kalt, da die Heizung abgedreht war. Müller drehte die Heizungsventile jetzt in den zwei Zimmern und dem Bad auf. Schon nach kurzer Zeit war Wärme am Heizkörper zu spüren.
"Hier kannst Du erst mal Wohnen, meinetwegen auch nackt herum rennen. Dann haben wir Zeit uns in Ruhe mit Deiner Zukunft zu befassen. Ich gebe Dir gleich im Büro die Schlüssel. Schließe aber bitte ab, wenn Frau Petermann Dienst hat, zumindest wenn Du der Freikörperkultur frönst."
Ein schelmisches Grinsen auf dem Gesicht des Pastors verriet Annika, das er ihr deshalb wirklich nicht böse war. Im Büro zurück, suchte er schnell die Schlüssel zusammen.
"Mein Etat gib noch eine Mini Stelle für eine Haushaltshilfe her. Hier unterschreibe bitte, dann hast Du wenigstens die 450 Euro im Monat, bis wir eine endgültige Lösung gefunden haben. Was sagen denn Deine Großeltern dazu?"
Die rasch eingefügte Frage, brachte eine noch überraschendere Antwort, mit der er gar nicht gerechnet hatte.
"Die väterlicherseits leben in Argentinien, die habe ich noch nie gesehen, außer auf uralten Bildern. Von meiner Mutters Seite weiß ich gar nichts. Sie hat früher immer abgeblockt, irgendwann habe ich aufgehört zu fragen. Da ist also keine Hilfe zu erwarten."
Jetzt hatte sich für ihn der Kreis fast geschlossen. Er nahm eine leere Blechkassette mit Kleingeldeinsatz aus dem Regal und legte 150 Euro hinein. Außerdem Zettel und Papier.
"Hier hast Du eine Haushaltskasse für Lebensmittel. Das sollte für eine Woche ...
... reichen. Sammle die Belege und führe Buch. Das wird Dir auch später helfen. Außer Bohnen in jeglicher Form, esse ich eigentlich alles."
Damit entließ er sie in ihren Arbeitsbereich. Sie war sehr froh darüber, eine vernünftige Aufgabe zu haben. Die nähe von Pastor Müller wollte sie zudem nicht missen, da er Güte und Wärme aus allen Poren ausstrahlte. Er war genau so, wie sie sich ihren Vater gewünscht hätte.
Müller suchte im Internet die Adresse der Schwarze`s heraus und rief dort an, um sich zu vergewissern, das sie die richtigen seien. Nach der Bestätigung erfragte er einem Termin, der sofort möglich war. Er nahm sein Smartphone und ging zu Annika in die Küche, wo diese bereits einen Essensplan erstellte.
"Darf ich ein Photo von Dir machen. Bevor Du fragst, ich möchte noch nicht sagen wofür."
Sie willigte natürlich ein. Es wurden auch mehrere Photos, nicht nur eins.
"Ich bin jetzt unterwegs. Wenn jemand etwas aus dem Pfarrbüro möchte, soll er mich auf Handy anrufen. Bis später Annika!"
Danach entschwand er durch die Haustüre.
Zwanzig Minuten später klingelte er bei Familie Rainer und Gisela Schwarze. Er wurde hineingebeten und ins Wohnzimmer geleitet, wo er auf der Couch Platz nahm.
"Ich weiß nicht ob sie sich an mich erinnern können. Vor knapp siebzehn Jahren habe ich Ihre Tochter Michaela beerdigt, als ich als junger Pfarrer gegen die Bedenken des Pfarrgemeinderates handelte."
Herr Schwarze sah ihn freundlich an und nickte:
"Das habe ich Ihnen ...