1. Geschichte einer Nonne


    Datum: 13.09.2020, Kategorien: Schamsituation Autor: Anonym

    Meine sehr strenge katholisch-gläubige Erziehung, die mich nicht nur in der Schule zu einem Mauerblümchendasein verurteilt hat, sondern auch dafür sorgte, daß ich bis zu meinem 19. Lebensjahr glaubte, daß die Vagina lediglich zum Verrichten der Notdurft da ist, führte letztendlich und auch zwangsläufig dazu, daß meine Eltern mich kurz nach meinem 19. Geburtstag vor der Türe des ansässigen Nonnenstifts verabschiedeten.
    
    Armut Gehorsam und Keuschheit. Große Schwierigkeiten hatte ich nicht damit – meine Eltern waren die reichsten nicht gerade, wenn ich den unteren Mittelstand mal so bezeichnen darf, den Gehorsam hatte ich bei meinem Vater mit der Rute und dem Einsperren in die Besenkammer gelernt und was die Keuschheit anbelangt – da wusste ich nicht einmal, was das ist!
    
    Demzufolge kannte ich natürlich auch die Unkeuschheit nicht.
    
    Nach dem umfangreichen Zeremoniell, wo ich als Novizin auch meinen ersten Schleier bekommen sollte, wurde ich mit den anderen jungen Frauen in die Lebensregeln des Ordens eingeführt.
    
    Wurde ich seit meiner Kindheit Magdalena gerufen, sollte ich nun Schwester Magdalena Lucas genannt werden.
    
    Die Mutter Oberin kam mir strenger noch vor als mein Vater. Ich konnte aber genausogut einen Vergleich zur meiner ehemaligen Schuldirektorin ziehen, die immer einen kleinen Stock in der Hand hielt und ihn hin und her schwang, wenn sie etwas Gesagtes zusätzlich noch untermauern wollte.
    
    "Ihr werdet ein Leben in Armut, Gehorsam und täglicher Keuschheit ...
    ... führen. All diese drei Tugenden werdet ihr lernen und ihr werdet auch lernen, daß ihr euch bei Verstössen zu bekennen habt.
    
    Tagsüber werdet ihr Schweigen bewahren. Ihr werdet zwei Finger an die Lippen legen als Zeichen dafür, daß ihr um die Erlaubnis bittet, zu sprechen. Auch andere Zeichen werdet ihr noch lernen, denn ihr werdet euch vornehmlich der Zeichensprache bedienen, um das Schweigen nicht unnötigerweise zu brechen. Es ist euch verboten, sich zu berühren. Wenn ihr eine andere Schwester auf euch aufmerksam machen wollt, dann zupft ihr sie nur leicht am Ärmel. Mehr nicht."
    
    Schwester Lucretia, die strenge rechte Hand der Mutter Oberin, nahm einen Stapel kleiner Bücher vom Katheder. Eine jede von uns mußte nun vortreten und ein Buch in Empfang nehmen.
    
    β€žIn dieses kleine Buch werden ihr alle eure Verfehlungen eintragen. Zweimal am Tag nach der Messe werdet ihr euer Gewissen erforschen und die Verfehlungen werdet ihr in der Kapelle vor allen vortragen. Dazu gehört das unnötige Anlassen des Lichts, das Verfehlen des Schweigegebots, das Zuspätkommen und alles andere, was ihr noch lernen werdet.
    
    Ihr werdet euch selbst anklagen, es ist aber auch möglich, daß eine Mitschwester euch einer Verfehlung anklagt, die nicht in diesem Buch steht.
    
    Für jede Verfehlung werdet ihr bestraft werden. Ihr werdet aber auch zusätzlich dafür bestraft werden, wenn ihr eine Verfehlung begangen habt, sie nicht vortragt und eine Mitschwester euch deswegen anklagt.β€œ
    
    An diesem Tag waren ...
Β«1234...8Β»