1. Totalitär: Absolution


    Datum: 25.09.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byGhostSong

    ... anzog, die ihr zugeworfen wurde. Durch das dicke Futter der Jacke wurden ihre Rundungen gut verborgen und man konnte nurnoch anhand der weiblichen Hüften erkennen, das es sich überhaupt um eine Frau handelte. Langsam begriff er. Er wusste nicht, ob es an den Drogen oder an dem Schock lag, aber langsam begriff er was vor sich ging. Er blickte über seine Schulter und sah die Fahne dort hängen, die Fahne mit dem ihm so verhassten und gleichzeitig so gefürchteten Symbol. "Ihr verdammten Sozi...:" Er konnte den Satz nicht zuende sprechen, da ihm Monica, sofern das überhaupt der echte Name dieser Terroristin war, sofort einen Ballknebel in den Mund stopfte und ihn zum schweigen brachte.
    
    "Schmeiss die Kamera an, wir sind soweit.", sagte sie und positionierte sich, die Hände im Schoss gefaltet, neben Hoffman. Vor seinen Augen tanzten Sterne, eine widersprüchliche Suppe von Emotionen sammelte sich in ihm: Hass, Angst, Panik, Geilheit. Ob das die Droge war?
    
    "Und Action!", rief der Kameramann.
    
    "Brüder und Schwestern.", begann sie ihre Rede. Hoffmann wusste, was gleich passiert, er hatte genug dieser Videos gesehen. "All die Menschen, die von diesem faschistischen und repressiven Regime unterdrückt, in Kriegen verheizt, verhaftet, ermordet und schikaniert werden: Wir sind eure Stimme, eure Rache." Ich habe es verdient, war Hoffmanns Gedanke und gleichzeitig schallte in seinem Kopf ein durchgehendes: Ohgottohgottohgottohgottohgottohgott, so rythmisch, so fließend, das es sich ...
    ... um ein Wort zu handeln schien, welches seine gesamten Gedanken ausfüllte.
    
    "Dieser Mann, Pierre Hoffmann, vielen bekannt als Schlächter von Athen, dem Monster von Barcelona, dieser Mann, der soviele unserer Familienangehörigen, Freunde und Nachbarn bei Nacht und Nebel in den Lagern verschwinden gelassen hat, dieser Mann wird heute Nacht von uns, vom Volk gestraft." Ihre Stimme war fest und überzeugt. Im Raum schien es kälter zu werden, oder das kam Hoffmann nur so vor. Pierre. Niemand nannte ihn so, er war stets eine Autorität, schon immer. Wieviele Leute hatte er genau so wie er hier saß, zu Tode foltern lassen? Es war nicht, das er Reue spürte, er wusste, das ist sinnlos und er würde seine Prinzipien aufgeben, würde er sich schwachen Gefühlen wie der Reue hingeben. Es war nur, das er sich gerade eingepisst hatte. Monica zog die Pistole aus dem Halfter, und richtete sie auf seinen Kopf. Er blickte direkt in den Lauf, er hielt den Atem an, Hoffmann hatte keine Angst, Pierre schon. Pierre wollte schreien wie ein Baby. Im Zeitraffer schien die Zeit zu vergehen, die er in den Lauf dieser Pistole blickte. Er erinnerte sich an sein erstes Mal mit einer Frau, sein erstes Mal, wie er jemanden, der so wie er jetzt auf einem Stuhl gefesselt war, zu Tode geprügelt hat, sein erstes Mal, wie er einen Stempel und die Unterschrift auf einem Papier für die Deportation ganzer Familien gegeben hat.
    
    Ein Knall, ein Blitz, dann war alles schwarz.
    
    Keine letzten Worte, kein: Stirb, du ...
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