Sean 02
Datum: 06.10.2020,
Kategorien:
Schwule
Autor: byLysyana
... dem Flügel eins sein und nicht im Kostüm Musik machen. Ich stieg in den Wagen und dort empfing mich meine Mutter.
Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und sie sah mir ins Gesicht: „Du siehst müde aus."
„Du siehst phantastisch aus.", erwiderte ich. Sie lächelte kurz und musterte mich dann noch einmal.
„Nein, ehrlich, Sean, du siehst nicht gut aus. Lächle, hier trink etwas." Sie gab mir ein Glas mit viel Eis und einer braunen Flüssigkeit. Ich überlegte kurz, und trank den Whiskey aus. Er schmeckte herrlich. Ich trank fast nie. Vor allem nicht vor Auftritten, so routiniert sie auch waren. Heute war eine Ausnahme. Heute ging das schon in Ordnung. Ich verdrängte jede Gedanken an Robert und schüttelte den Kopf. Ich legte ein Lächeln auf und sah meine Mutter an.
„Besser?"
„Ja, viel besser."
Wir fuhren schweigend. Als der Wagen ankam, stiegen wir aus und meine Mutter war verschwunden. Versteht mich nicht falsch oder missinterpretiert unseren Umgang miteinander. Vor einer solch großen Veranstaltung war meine Mutter immer auf Distanz. Das würde sich ändern, sobald alle Programmpunkte des Abends abgetan waren, alle Gäste zufrieden beschwippst am dreißigsten Häppchen knabberten und das Thema von Wirtschaft, Politik und Geld zu Familie, Freunde und Tratsch gewechselt hatte. Wir hatten sogar ein richtig gutes Verhältnis, nicht umsonst ließ ich mich noch immer von ihr herumkommandieren oder spielte auf ihren Veranstaltungen. Wir waren ein tolles Team.
Während meine ...
... Mutter irgendwo in den Katakomben der Galerie auf die Jagd nach Fehlern, Unstimmigkeiten oder eine falsch gebügelte Falte in den Anzügen der Keller ging, setzte ich mich an den Flügel. Ich würde erst in vier Stunden auftreten, wenn die Gäste alle vor Ort waren und bereits die Ausstellung vorgestellt wurde. Ich würde etwa eine Stunde lang spielen, davor und danach kam die Musik von einer Band. Ich war, wie immer, einer der Höhepunkte des Abends. Als ich so am Flügel saß, bemerkte ich, dass meine Laune tatsächlich besser wurde. Ich freute mich sogar auf mein Spiel. Ich legte meine Finger auf die Tasten, schloss die Augen und begann wahllos zu spielen. Einfach so, wie es mir gerade in den Sinn kam. Erst war es eine langsame Abfolge tiefer Töne, sie wurden schneller, leidenschaftlicher, ich fand jeden einzelnen mit geschlossenen Augen. Ich wurde fast aggressiv, bevor ich wieder langsamer wurde und das improvisierte Stück ausklingen ließ. Ich hörte zu, wie die letzten Töne langsam im Raum verklangen.
Klatschen. Ein kräftiges Klatschen ließ mich aufblicken. Ich erblickte zuerst das Chello, dann den Mann, der es festhielt. Er trug einen schwarzen Anzug, weißes Hemd und die dunkelrote Krawatte passe perfekt zu der Farbe des Chellos. Seine Haare waren ein einziges Durcheinander von Locken.
„Thias. Ich wusste nicht, dass du kommst." begrüßte ich ihn. Es war einer meiner Schulkameraden, mit denen ich nach dem Abschluss in Kontakt geblieben war. Er ist mein bester Freund, der, dem man ...