Sean 02
Datum: 06.10.2020,
Kategorien:
Schwule
Autor: byLysyana
... sehr man sich auch verspricht, in Kontakt zu bleiben, sobald mehrere hundert Kilometer zwischen einem lagen, wurde es schwierig. Dazu kamen unsere vollen Pläne und noch Zeitverschiebung, was es wahrlich nicht einfach machte, auch nur mal mehr als eine E-Mail zu schreiben. Ich wollte ihm so viel erzählen, aber ich wollte auch nicht darüber nachdenken. Einfach nur ihn sehen, war herrlich. In diesem Moment konnte ich mir nichts besseres vorstellen. Gar nichts, das meine Laune mehr gehoben hätte.
Thias nahm den Kaffee und trank etwas. Ich beobachtete ihn. Irgendetwas stimmte nicht. Nicht stimmen ist etwas falsch. Eine Kleinigkeit hatte sich geändert. Ich konnte es nicht wirklich fassen. Es war mehr seine Ausstrahlung, als sein Aussehen. Klar, die Haare waren mittlerweile eine echte Zumutung, aber sie passten zu ihm. Und wen stören schon Haare, wenn er so wundervoll spielen konnte. Sollte ich ihn einfach fragen oder abwarten, bis er selbst anfing zu sprechen. Es war offensichtlich, dass ihn etwas beschäftigte. Wir schwiegen uns noch eine Weile an, dann konnte ich nicht anders, als ihn einfach zu fragen.
„Was ist los?"
Er schaute auf und blickte mich an. Er rutschte nervös auf dem Sofa hin und her, als wüsste er nicht, wohin er sich wie setzen soll. Er stellte die Kaffeetasse auf das Tischchen und versuchte wieder sich zu ordnen. Er öffnete sein Sakko und wischte sich seine Hände an der Hose ab. Er schaute mich nicht an, sondern starrte auf seine Hände.
„Thias? Du ...
... machst mir etwas Angst. Was ist los?"
Er atmete tief ein, schloss die Augen.
„Bitte ... warte ... Ich", ich hatte ihn nie stottern hören. Meine Sorgen wuchsen an. Was wollte er mir sagen, konnte es aber nicht in wirkliche Worte bringen? Es musste etwas sein, dass ihn extrem beschäftigte. Ich stellte meine Tasse ab und berührte ihn mit der Hand am Knie, er zuckte zusammen: „Nicht anfassen." Seine Stimme war bestimmt und ließ mich selbst zusammenfahren.
Meine Augen wurden groß. Was war passiert? Ich nahm die Hand wieder weg.
„Du ... Würdest du mit mir ... Also, ich muss mich dringend ... verstehst du ... ich muss zum Arzt. Ich kann das aber ... ich kann das nicht alleine. Bitte.", ich verstand kein Wort.
„Arzt?", fragte ich leise und suchte seinen Blick, doch der war starr auf seine Hände gerichtet, die er wieder an der Hose abwischte.
„Ja, also ... ich ... ach, scheiße, Sean. Ich wurde vergewaltigt."
Es war still im Raum. Ich hörte wie draußen einige Kellner entlang liefen und lachten. Wie konnten die nur jetzt lachen? Das war gar nicht witzig. Ich musste die Luft angehalten haben, plötzlich verlangten meine Lungen flammend danach. Ich zog sie zischend ein und atmete sogleich wieder kräftig aus. „vergewaltigt" - Das Wort klang in meinen Ohren nach. Ich war in meinen eigenen Gedanken, als mir klar wurde, dass ich etwas sagen musste. Doch was sagt man in einem solchen Moment? Alles wird wieder gut? Sicherlich nicht, alles ist gerade in Scherben, das würde nicht ...