1. Assassins' Sins Ch. 01


    Datum: 08.10.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    Credan spuckte missmutig vor sich auf den Boden. Konnte denn irgendwann einmal ein Auftrag so einfach sein wie er sich anhörte? Nun, dafür hatte er wohl den falschen Beruf, wenn man das, was er tat, überhaupt so nennen konnte. Theoretisch war er gar nicht existent, es gab weder ein Zeugnis seiner Geburt noch war er auf der Liste der Einwohner der Stadt zu finden.
    
    Dies brachte durchaus einige Vorteile mit sich, er konnte unbesorgt seinen Namen benutzen, ohne dass jemand falsches Informationen über ihn bekäme. Dennoch, von Zeit zu Zeit überkam ihn ein Gefühl der Leere und Bedeutungslosigkeit. Es gab nur sehr wenige Leute, die überhaupt von seiner Existenz wussten, noch deutlich weniger davon interessierte auch nur im Geringsten sein Schicksal. Falls er in einer Ecke tot aufgefunden würde, gäbe es niemanden, der sich darum kümmern würde.
    
    Er stieß sich von der Wand, an der er die letzten 20 Minuten gewartet hatte, ab und ging ein paar Schritte in Richtung Straße. Wie automatisch wanderte seine Hand in seine rechte Hosentasche, kramte dort ein wenig herum, bis er endlich gefunden hatte, was er gesucht hatte. Er förderte eine Silbermünze zu Tage und betrachtete sie etwas melancholisch. Mit ein wenig Glück würde er damit zwei volle Mahlzeiten bekommen, mehr als er erwartet hatte.
    
    Ein Blick zum Himmel verriet, dass das Tageslicht nicht mehr lange bleiben würde, die Dämmerung verging hier ziemlich schnell. Er sollte sich also beeilen, wollte er noch einen Happen ...
    ... abbekommen.
    
    Aus Gewohnheit lief er mit lautlosen Schritten die schon recht leere Straße entlang, in Richtung Marktplatz. Dennoch trug dies bei Tageslicht eher dazu bei, dass er stärker auffiel, seine Erscheinung war bereits ungewöhnlich genug. Er war für diese Gegend ungewöhnlich groß gewachsen, die meisten Männer überragte er eine ganze handbreit. Trotzdem war seine Gestalt extrem schmal, so dass die meisten Menschen ihn wohl eher als gespenstisch beschreiben würden. Er war stets komplett ein schwarz gekleidet, selbst seinen Kopf überdeckte eine schwarze Kapuze. Darunter verbarg sich ein mit Narben übersätes Gesicht, welches man wohl auf knapp 30 Jahre schätzen würde, ein trügerischer Schluss. Nur der Griff eines Dolches am Gürtel schimmerte silbern aus der Scheide hervor.
    
    Mit langen Schritten näherte er sich einem Stand, der einige Brotlaibe in der Auslage hatte. Ohne, dass ein Wort über seine Lippen kam hielt er dem stämmigen Mann dahinter die Silbermünze in seiner rechten Hand hin. Dieser nahm sie an sich und gab ihm 6 Bronzestücke und eines seiner Brote. Mit einem Nicken bedankte Credan sich und verschwand ebenso lautlos, wie er gekommen war.
    
    An einer dunklen Stelle am Rand blieb er stehen und würdigte dem soeben erstandenen Brot zum ersten Mal mehr als nur einen kurzen Blick. Es sah genießbar aus, also kniete er sich hin und begann damit, sein Abendmahl zu essen.
    
    Langsam schob er sich den letzten Bissen in den Mund. Es war nicht viel gewesen, aber er kam damit zurecht. ...
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