1. Assassins' Sins Ch. 01


    Datum: 08.10.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... wollen, wenn er umkommen würde. In anderen Berufen hätte man sie vielleicht als Kollegin oder Konkurrentin angesehen, je nach Stand, sie selbst bezeichneten sich einfach als Gleichgesinnte. Nicht mehr und nicht weniger, auch wenn er diesen Umstand durchaus bedauerte.
    
    Es gab Zeiten, in denen sie wie der letzte Halt in seinem Leben erschien. In den meist einsamen Nächten, wenn es keinen Auftrag gab, dachte er oft an sie. Als würde sie wie in Kindertagen neben ihm liegen, allein ihre Gegenwart hatte damals seine Angst vor der Dunkelheit verschwinden lassen. Nicht selten hatte er sich gewünscht, sie beide könnten ein normales Leben führen, vielleicht als eine Familie.
    
    Doch Gefühle waren für sie beide stets ein Thema gewesen, über das man nicht redete. Wenn man das tat, was sie taten, waren diese einfach fehl am Platz. Zeigte man eine Empfindung, könnte dies bereits tödlich enden früher oder später. Man lernte relativ schnell sich aus diesem Grund einen geistigen Schutzwall aufzubauen, der nichts nach außen dringen lässt. Dieser erzeugte aber auch eine unendliche, mit nichts zu füllende Leere. Die eigenen Gefühle waren sozusagen in einem gefangen und da sie nicht nach außen konnten, begannen sie die Seele Stück für Stück zu zerstören.
    
    Oft wünschte er sich, er könne dies alles mit jemandem teilen, er brauchte jemanden der ihn beschützte. Nicht mit Waffengewalt, sondern von innen heraus. Doch er kannte niemanden der ihm nahe stand. Bis auf Cora.
    
    Niemandem würde er je so ...
    ... blind vertrauen wie ihr, doch die Chance ein normales Leben zu führen war vor langer Zeit vertan, vielleicht sogar schon bei seiner Geburt. War es Schicksal, oder hätte er an einem Punkt in seinem Leben eine Wahl gehabt?
    
    Sie waren beide Straßenkinder gewesen, seitdem sie sich erinnern konnten hatten sie ohne die Nähe eines anderen auf der Straße gelebt. Mit acht Jahren hatten sie sich das erste Mal getroffen, der Anfang von ihrem späteren Leben. Ein Mann hatte sie beide bei sich aufgenommen, gab ihnen Essen und ein Bett, welches sie beide sich geteilt hatten. Es war eigentlich unüblich, dass sich jemand um das Schicksal der Armen sorgte, aber aus Dankbarkeit war ihnen anfangs nie der Gedanke gekommen, dass ihre Rettung, als welche sie es bezeichneten, noch andere Gründe außer Barmherzigkeit haben könnte.
    
    Am Anfang hatten sie ihm dabei geholfen Holz zum Heizen hereinzutragen und ähnliche Tätigkeiten, schon bald jedoch begann er damit sie zuerst noch spielerisch mit Stöcken gegeneinander kämpfen zu lassen. Er brachte ihnen bei wie man sich lautlos bewegte, wie man während der Nacht scheinbar unsichtbar blieb. Über die Zeit in der sie, wie er nun wusste, zu Assassinen ausgebildet wurden, war Cora für Credan wie eine Schwester gewesen, auch wenn sie seine Gefühle nie erwidert hatte. Sie hatte ihm einmal gesagt, dass sie sich zwar um den jeweils anderen zu kümmern hatten, jedoch wären sie nichts weiter als zwei Waisen die aus Zufall zusammen ausgebildet wurden. Sie war stets ...
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