1. Born on the Bayou


    Datum: 05.06.2018, Kategorien: Verschiedene Rassen Autor: byB_lasius

    ... dich!" „Es sind vor allem Regeln, die unseren Lebensunterhalt betreffen." Der Deutsche bekam einen durchdringenden Blick, der Juan dazu wortlos veranlasste, mehr zu erzählen. „Es geht dabei vor allem um die Herstellung und den Transport von Mondschein." Kay schüttelte leicht den Kopf. Den Begriff ‚Moonshine' kannte er. Es war ein anderes Wort für schwarzgebrannten Alkohol, und er hatte sich die Anführerin der Bande geangelt.
    
    Offenkundig hatte Kay das Hörvermögen Jeannes unterschätzt. Sie setzte sich jetzt neben ihn und sah geradeaus. „Möchtest du etwas sagen?" Er bemerkte, dass Jeanne sein gesamtes Gespräch mit Juan mitbekommen hatte. „Ich weiß nicht, ob das der richtige Moment ist." Kay ärgerte sich weniger über Jeanne als über sich selbst. Wie konnte er nur innerhalb von zwei Tagen eine Entscheidung treffen, die sein ganzes Leben auf den Kopf stellte? Er musste verrückt sein, alle Zelte spontan hinter sich abgebrochen zu haben! Oder war er einfach nur verliebt? Am Ende würde es auf dasselbe hinauslaufen.
    
    Jeanne forschte nach seinen Gedanken hinter seiner eisblauen Iris. „Ich mache dir einen Vorschlag. Bleibe eine Woche und tue dann das, was du für richtig hältst." Juan schaltete sich wieder in das Gespräch ein. „Ich habe vorhin nicht für umsonst von einem Häuptling gesprochen. Der Staat hatte ein schlechtes Gewissen, was die Indianer anging. Deshalb hat man ihnen das Recht auf Glücksspiel zugestanden. Wir haben eben den akzisefreien Alkohol." „Akzisefrei?", Kay hob ...
    ... die Augenbrauen. Er hatte schon mal was von ‚akzisefreien Trinkbranntwein' in der DDR gehört. Das war eine staatliche Regelung, die Bergarbeitern eine gewisse Ration steuerfreien Alkohol zugestand, sozusagen als Deputat. Selbst gebrannt hatten sie diesen aber nicht.
    
    „Das würde bedeuten, es wäre gesetzlich geregelt", schlussfolgerte Kay „Naja, es gibt ein solches Gesetz nicht. Aber wir haben sozusagen eine Übereinkunft", versuchte Jeanne ihn zu überzeugen. „In den Dreißigern haben uns die Ölbarone von unserem Grund vertrieben, als sie aber auf starke Gegenwehr unsererseits gestoßen sind, nutzten diese ihre Lobbyarbeit bei der Regierung, um uns sozusagen mit der stillschweigenden Duldung zum Brennen zu entschädigen. „Und das wird immer noch so gehandhabt?", fragte Kay nach. „Der Regierung bleibt nichts anderes übrig, die paar Dollar, die sie durch das Schwarzbrennen verlieren, holen sie von der Ölindustrie hundertfach wieder rein", berichtete Jeanne.
    
    „Und? Was macht euch dann besser als die Magnaten der Ölbranche?", moralisierte er. „Bei uns gibt es keine Unterschiede. Jeder Erwachsene erhält genau den gleichen Anteil am Gewinn. Du wirst sehen, dass das gut funktioniert."
    
    Kay verbrachte den Rest der Bootstour damit, über das Erfahrene nachzudenken. Das flaue Gefühl im Magen kam nicht nur vom schaukelnden Gefährt. Es klang abenteuerlich, was da auf ihn zukam. Ob er bleiben würde, wusste er nicht. Doch er war bereit, nicht mehr sauer auf Jeanne zu sein.
    
    Endlich waren ...
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