Laura Kraft 27
Datum: 10.11.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: bychicago4
... hier nicht total nackt herumlaufen lassen".
„Ich glaube das Ellen, dieses Miststück, hier irgendwo einen Schrank mit Ersatzklamotten hat". Laura machte sich auf die Suche und fand tatsächlich einen schmalen Spind, in dem mehrere Minikleider hingen.
„Die dürften ihr passen, Ellen ist genau so groß und nur minimal schlanker als Mercedes", stellte die blonde Schatzjägerin fest. „Wir haben die Auswahl zwischen schwarz, schwarz... oder schwarz..."
„Dann nehmen wir Schwarz", schlug Karo vor.
„Mit Unterwäsche kann ich leider nicht dienen". Laura wühlte den Schrank noch einmal durch, der aber außer den drei Minikleidern nichts verwertbares mehr enthielt. Sie wählte das Kleid aus, das am weitesten geschnitten war und wo der Rockteil nicht eng am Körper klebte sondern wie ein Lambadaröckchen mit Volants ausgeführt war.
Während Laura und Karo der Spanierin halfen, das Kleid über die geschundene Haut zu streifen, beobachtete Li die Japanerin und die blonde Tennisspielerin. Akira fand ein TV-Gerät in der Ecke des Raums und schaltete es ein. Gebannt starrte sie auf den Bildschirm. Auf N24 wurden den ganzen Tag ununterbrochen Berichte über die Katastrophe gesendet, die Japan heimgesucht hatte. Erdbeben, Tsunami und die Zerstörungen, die diese beiden Naturkatastrophen hinterlassen hatten.
Zunächst starrte sie ungläubig auf die Verwüstungen der Orte, die nah am Meer lagen und von der Riesenwelle faktisch ausradiert worden waren. Still liefen ihr ein paar Tränen über die ...
... Wangen herab. Jasmin hatte sich neben sie gestellt und einen Arm um sie gelegt. Sie stützte die Japanerin, deren Knie weich zu werden drohten.
Auch Li verfolgte die Berichterstattung ziemlich geschockt. Ihre Abneigung gegen Japan war bekannt, aber hier ging es um Menschenleben, nicht um ihre eigenen kleinen Empfindlichkeiten. Sie empfand Trauer und war erstaunt über Akira´s Reaktion. Li schätzte die Japanerin als speziell geschulten Kampfroboter ein. Jemand, der einen Auftrag bekam und ihn ausführte, ohne Fragen zu stellen. Dass sie das Drama so mitnahm, konnte nur bedeuten, dass sie sich ein klein wenig von ihrer eigenen Persönlichkeit bewahrt hatte und nicht völlig abgestumpft war.
Die Katastrophe hatte geradezu gigantische Ausmaße. So viele Tote! Dann kam noch eine Meldung über den Gau des Atomkraftwerks Fukushima hinzu. Spätestens jetzt herrschte völlige Stille in Professor Jeremias Müller´s Vorzimmer. Nur der TV-Moderator war noch zu hören. Akira hing in Jasmin´s Arm und drohte, in sich zusammen zu sacken. Li schob einen Stuhl heran und legte eine Hand auf die Schulter der Japanerin.
„Setz dich".
Akira blickte Li kurz in die Augen. In diesem Moment konnte die Chinesin der Japanerin bis ins Herz schauen.
Dankbar nahm Akira Platz und verfolgte weiter die Berichterstattung. Li blieb neben ihr stehen und schaute immer wieder auf das Häufchen Elend hinab. Jasmin versuchte alles, um die Japanerin zu trösten. Akira saß stocksteif da wie eine Statue. Ab und zu ...