1. Feenzauber Teil 02


    Datum: 22.11.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byNucleus

    ... radelte jetzt kräftig los, denn zu spät kommen wollte er nicht.
    
    Mit heissen Reifen fuhr er durch die Toreinfahrt des alten Friesenhauses.
    
    "Nana, Martin, du brichst dir auch noch mal den Hals mit deiner Fahrerei, dann habe ich niemanden mehr, der meinen Laden auf Vordermann bringt", begrüßte ihn lachend sein Chef. Er hatte wie immer gute Laune. In seinem Mund steckte die kleine Tonpfeife, mit der er meist den grauslich riechenden Tabak inhalierte.
    
    Kaum war Martin etwas zur Ruhe gekommen, überfiel ihn sein Chef mit den Worten: "Mein Sohn, der Auftrag von der Schule muss unbedingt heute noch raus, der Direx der Schule steht mir schon auf den Füßen, also gib dein Bestes." Dass die Bilder aber nicht unbedingt heute noch fertig werden mussten, war ihm schon klar, nur sein Chef hatte nicht gerne unerledigte Arbeit herumliegen. Gerne zitierte er bei einem Widerspruch ein altes deutsches Sprichwort: "Was du heute ..."
    
    -Aber trotzdem war es ein netter Kerl, dem man nie böse sein konnte. -
    
    Martin verbarrikadierte sich in der Dunkelkammer und fing an die Vergrößerungen zu erstellen. Wie lange er in der Kammer gestanden hatte, wusste er nicht. In diesem schummrigen Licht ging jedes Zeitgefühl verloren. Irgendwann hörte er die verzweifelten Rufe seines Chefs an der Kammertür: "Martin, komm doch mal raus, vorn im Laden stehen zwei junge Damen, die eine verlangt nach so nem neumodischen Dings. Muss wohl irgendeine Batterie für ihre Kamera sein. Geh doch grad mal bedienen", ...
    ... steckte sich seine Pfeife an und verschwand nach draußen auf den Hof.
    
    Schon im Flur zum Laden war ein Gackern und herzhaftes Lachen zu hören. Martin stutzte, irgendwo hatte er dieses Lachen schon mal gehört. Vor der Theke standen zwei hübsche junge Frauen, von denen ihm eine sehr bekannt vorkam. Sie hatte lange blonde Haare und grüne, strahlende Augen.
    
    "Ah, da ist ja der junge Fotograf, der uns so hübsch abgelichtet hat in der Schule", sagte sie mit einem bezaubernd warmen Lächeln. "Sie müssen mir weiterhelfen, ich suche für meine Kamera eine ganz bestimmte Batterie, eine PX25. Man bekommt sie nur ganz schwierig."
    
    Ihm wurde plötzlich klar, dass es sich bei ihr nur um die freche Referendarin handeln konnte, die ihn in neulich in der Schule so verunsichert hatte.
    
    Martin musste trocken schlucken und seine Wangen bekamen eine leicht rötliche Farbe. "D-d-das stimmt, ich verwende sie auch in meiner Kamera."
    
    Ihr lächelnder Gesichtsausdruck ließ ein kurzes Erstaunen aufblitzen: "Na, dann habe ich ja große Chancen, eine zu bekommen."
    
    Mit zittrigen Fingern zog Martin die Schublade des Tresens auf und legte das begehrte Stück auf die Theke.
    
    Puzzleteile seines Traumes setzten sich in seinem Kopf langsam zu einem Bild zusammen. Martin zweifelte an seinem Verstand. - Was ging hier vor? - Seine Fee schien eine reale Gestalt anzunehmen. Und die stand genau jetzt vor ihm.
    
    Sie bemerkte seine Unsicherheit. "Ist ihnen nicht gut?" schaute sie ihn mit einem besorgten Blick ...