Feenzauber Teil 02
Datum: 22.11.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byNucleus
... an, denn der Tag war für ihn doch sehr aufregend und ein bisschen Entspannung tat ihm sicher gut.
Ganz im Gegensatz zu ihren sonstigen Gepflogenheiten ihm gegenüber, saß sie heute Abend nur mit einem Bademantel bekleidet in der Küche. Martin schluckte, denn es war ein ausgesprochen kurzer Bademantel, der ihre langen gebräunten Beine in keinster Weise versteckte. Er bemühte sich, sie nicht allzu sehr anzustarren und war erleichtert, als sie sich auf die Eckbank setzte, sodass seine Blicke nicht mehr abgelenkt waren. Der Chianti entfaltete auch sehr bald seine Wirkung beim ermüdeten Jungfotografen. Der Wein löste seine Zunge. Worte, wie undisziplinierte Weiber und dumme Gören kamen ihm ganz leicht über die Lippe. Gespannt folgte Mareike seinen Ausführungen und nickte mit einem verständnisvollen Lächeln, wenn sich ihre Blicke kreuzten.
"Na, dann kann ich nur hoffen, dass meine Tochter mal nicht so wird, wie diese ungezogenen Damen, denn sie möchte auch Lehrerin werden. Schade, dass du sie nicht mehr kennen lernen konntest. Sie ist so ein liebes anständiges Mädchen. Ihr hättet euch bestimmt gut verstanden."
Hmm, wie mochte sie bloß aussehen? Ob sie genauso schön, wie ihre Mutter war? Ein Bild hatte sie ihm nie gezeigt. Naja, vielleicht besucht sie ihre Mutter irgendwann mal, dann würde er sie schon zu Gesicht bekommen schoss es Martin durch den Kopf.
"Martin, hast du denn keine Freundin?"
Zack, das hatte gesessen. Ihre Frage traf ihn wie ein Hammer. Seine ...
... Gesichtsfarbe wechselte chamäleonartig von Braun über Weiß nach Rot. Hätte er sich unsichtbar machen können, sofort wäre er verschwunden gewesen. Sie hatte ihn mit dieser Frage an einem wunden Punkt getroffen. Glaubte er doch, dieses Thema sei für ihn ein für alle Mal erledigt. Nun war es wieder präsent, als wäre es gestern erst passiert. Mit Tränen in den Augen erzählte er Mareike, dass er seine Freundin vor zwei Jahren auf dem Weg von der Disco nach Hause durch einen Verkehrsunfall verloren hatte. Deswegen hatte er auch große Angst, als sie mit ihm im Auto so schnell auf der Landstraße unterwegs war. Seit dem Unfall hatte er keine feste Beziehung mehr zu einer Frau. Seine Freundin war die Tochter seines Nachbarn. Die, die er früher heimlich auf der Terrasse fotografiert hatte.
Mareike verschlug es die Sprache und war sichtlich erschrocken über ihre unbedachte Äußerung. Sie ging nicht näher auf die Umstände ein, sie wollte es jetzt in diesem Moment auch gar nicht mehr wissen. Sie ahnte, dass er große Schuldgefühle in sich tragen musste. Am Liebsten hätte sie ihn in den Arm genommen und getröstet, aber Martin schaute sie nur mit großen traurigen Augen an.
"Ich glaube, ich gehe jetzt besser in mein Bett, ich bin sehr müde. Ich werde dir später mal alles erzählen, ich kann es jetzt nicht."
Sie wollte ihm noch etwas sagen, aber er war schon um die Ecke verschwunden. Sie hörte nur noch die Geräusche aus dem Badezimmer und das Knarren der Treppe, als er in sein Zimmer ging. ...