Lache niemals über Hexen
Datum: 23.11.2020,
Kategorien:
Sonstige,
Autor: Manuela Yasmina
... wurde es so schmerzhaft, als ob man mit Nadeln in meinen Körper stach. Ich schrie so laut ich konnte, als es sich auch auf meinem Gesicht und meiner Oberlippe ausbreitete. Aber kein Laut kam aus meinem weit geöffneten Mund. Meine Stimme war nicht vorhanden.
Es muß Stunden gedauert haben, bis das es endlich nachließ und dann ganz verschwand. Einige der Gestallten traten an mich heran und übergossen einen Körper mit Wasser.
Mit kochendheißem Wasser!
Mein Körper schrie vor Schmerz! Nicht aber mein Mund. Keinen Laut drang aus ihm. Das kochendheiße Wasser spülte den Eiter fort und ergoß sich auf die rauchenden Sträucher. Zischend stieg Dampf auf, dem meinen Körper einhüllte. Da spürte ich ein drücken auf meinem Kopf. Ein unangenehmes Drücken. Ich konnte es nicht sehen, aber da, wo meine Geheimratsecken waren, und da, wo sich meine fortgeschrittene Glatze befand brodelte die Kopfhaut. Dort, wo schon seit Jahren die Wüste war, bildeten sich unter der Haut neue Wurzeln. Und nicht nur da. Der spärliche Haarwuchs auf meinem Kopf verwandelte sich binnen Minuten zu einer üppigen Mähne. Als die aus ihnen sprießenden Haare durch die Kopfhaut stießen, war es so, als ob Nadeln von innen nach außen gestoßen wurden. Anfänglich unangenehm, dann unerträglich. Dazu kam noch dieses Ziehen, als sie länger und länger wurden. Ein anderes Kraut wurde in den Haufen geschmissen, der meine Haare rot färbte. Irgend jemand band sie mir hoch, damit sie nicht in die noch qualmenden Sträucher ...
... hingen.
Ich weiß nicht wie lange dies dauerte, dann hörte es auf zu qualmen. Die Gestalten kamen näher und begutachteten ihr Werk. Plötzlich kam die alte Tusse, die einmal die geile Alessandra gewesen war mit einem Trichter zu mir. Ich preßte meine Lippen zusammen, die Zähne. Das dachte ich jedenfalls.
Aber sie öffnete meinen Mund, als ob es eine Schranktüre wäre. Sie stülpte den Trichter tief in meinen Mund und ich erwartete den Brechreiz. Aber er kam nicht. Gerade, als ich dachte, sie käme in meinen Magen an, war es vorbei. Sie goß bestimmt 3 Liter eines abscheulich stinkenden Sirups in mich hinein. Fast glaubte ich zu ersticken, dann war es vorbei. Mit einem Ruck zog sie den Trichter heraus. Schaute mich lächelnd an mit ihren Zahnstummeln, der Warze auf ihrer Oberlippe.
So muß die Hexe aus Hänsel und Gretel ausgesehen haben. Da durchfuhr mich ein Blitz. Feuer brannte in meinem Kopf. In meinem Kopf? Wieso in meinem Kopf und nicht in meinem Magen?
Aber ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Mein Kopf schien zu platzen. Meine Augen sprangen aus den Höhlen. Ich spürte wie sich meine Zähne aus ihrem Bett lösten. Nach und nach spuckte ich sie aus. Das konnte ich also wieder. Dann dröhnten meine Ohren. Wie ein Glockengeläut, ein Trommelsolo von Iron Butterfly und den großen japanischen Trommeln zusammen, mal tausend und verstärkt mit der größten Verstärkeranlage der Welt. Jeden Augenblick mußte mein Trommelfell den Geist aufgeben. Gut, rechts hörte ich eh nicht mehr gut ...