1. Traumwelten


    Datum: 24.11.2020, Kategorien: Sonstige, Autor: xBluna

    ... schmucklos-funktionell eingerichteten Raumes zurück, ein kitschiges Landschaftsbild soll so etwas wie Wohnlichkeit vermitteln. Es versagt jämmerlich.
    
    Alle Organe wurden versorgt, Knochen gerichtet und geschient, Muskeln und Sehnen geflickt. Nur dem Gehirn (der Seele?) konnten sie nicht sagen, es möge wieder zurückkommen und den Körper wieder übernehmen. Tage, dann Wochen, jetzt Monate im Koma, die Wunden sind längst verheilt, das Gehirn funktioniert, wie Untersuchungen bewiesen haben, es scheint Töne und Berührungen und andere Reize wahrzunehmen, aber es meldet sich einfach nicht mehr bei der Außenwelt.
    
    Statt ein Leben gerettet - ein Leben, eine Familie zerstört, aber niemand, auch nicht die Ehefrau oder der Staatsanwalt konnte dem LKW-Fahrer einen Vorwurf machen.
    
    Die Ehefrau des Patienten kommt immer noch so oft wie möglich, hält seine Hand, spricht mit ihm, erzählt was in den letzten Tagen passiert ist, wie es der kleinen Tochter geht und was sie wieder angestellt hat. Immer hoffend auf ein Signal, einen Händedruck, eine Beschleunigung des Herzschlags, irgendetwas.
    
    Allein, das Gehirn sieht nur rot-gelbe Streifen, außer, wenn er träumt...
    
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    Nur ganz langsam lichtet sich der Nebel, mühsam kämpft sich die Sonne durch die Wassertropfen, meine ganze Kleidung ist durchtränkt. Ich bin nass und mir ist kalt, deshalb ziehe ich meine Sachen aus und lege sie zum Trocknen ans Ufer. Wie lange stehe ich schon hier, ich kann es nicht sagen. Die ganze Gegend erscheint ...
    ... mir unbekannt. Ich stehe am Ufer eines Flusses, der sich durch grüne Auen windet. Hohe Bäume stehen rechts und links, im Hintergrund ragen Berge heraus, berühren den blau-weißen Himmel.
    
    Schemenhaft erscheint aus dem Dunst, der noch über dem Fluss hängt, am gegenüber liegenden Ufer die Umrisse einer jungen Frau. Sie scheint nichts als ein dünnes Stofftuch zu tragen, das ihren Körper umschmeichelt. Ich kann mich nicht wehren, sie zieht mich magisch an, ich will sie ansehen, mit ihr reden, sie berühren.
    
    Wie in Trance bewege ich mich ich auf das Ufer zu, doch als sie mich bemerkt, scheint sie erschreckt, winkt mir aufgeregt, ruft mir etwas zu, doch ich kann sie nicht verstehen, deshalb gehe ich weiter.
    
    Als ich den ersten Fuß ins Wasser setze, bäumt sich ohne Vorwarnung das Wasser zu einer gewaltigen Wand auf, die tosend auf mich zurollt. Bevor ich fliehen kann, verschlingen die Wellen mich, ziehen mich unter Wasser. So sehr ich auch darum kämpfe wieder an die Oberfläche zu kommen, ich werde weiter in die Tiefe gesaugt. Das Licht schwindet genauso schnell wie meine Kräfte, das Wasser wird eisig kalt, die Lungen brennen, wollen wieder Luft atmen. Die Sinne verlassen mich, da spüre ich knochige Hände an meinen Füßen, erbarmungslos ziehen sie mich hinunter in den Abgrund. Ich will aufgeben, meine Sinne schwindeln mir Berührungen zarter Hände vor, sind das Engel?
    
    Oder ist es kein Schwindel? Ich spüre jetzt mehrere weiche Hände am meinem Körper, sie fassen fester zu, reißen ...
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