1. Ein Leben in Bedrangnis 05


    Datum: 30.11.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byachterlaub

    ... andere niedere Gewächse ausreichend Nahrung finden. Der Himmel war sternenklar, so dass ich den Boten des Sommers, den Großen Wagen, deutlich am Firmament erkennen konnte. Meine Gedanken gingen dabei abwechselnd zu Binh und zu Nadine.
    
    Der nächste Morgen begrüßte mich mit einem herrlichen kleinen Frühstücksbuffet. Zum frisch duftenden Brötchen nahm ich heimischen Honig, eine ganz besondere Köstlichkeit.
    
    Die Morgensonne strahlte und schickte ihr warmes Licht mir voraus auf den Tagesmarsch. Ich wollte einfach nur dahingehen. Die Schritte sollten mich irgendwo hin führen. Dabei hätte ich hinreichend Muße, meine Lebenssituation zu durchdenken. Kein Gepäck sollte mich dabei stören. Sogar auf ein Getränk habe ich verzichtet. Ich wollte nur vor mich hinlaufen.
    
    Um nicht allzu fern von der Pension abzudriften, beschloss ich immer nur eine rechte Abzweigung zu nehmen. Schon knirschte der Sand unter meinen Halbschuhen. Bald konnte man nur noch aus der Ferne die Wohnstätten der Menschen wahrnehmen. Unendliche Ruhe umgab mich. Nur das Rufen der Vögel, das Zirren der Insekten waren fortan meine Wegbegleiter. Trotz fehlenden Gepäcks ging es beschwerlich voran. Es war mein tiefsinniges Gedankenspiel, was meinen Schritt schwer machte und mich hinderte, kräftig auszuschreiten.
    
    Binh war eine so wundervolle, gütige junge Frau. Sie hatte es nicht verdient, mich mit dieser harschen, oft unerbittlichen und unfreundlichen Nadine teilen zu müssen. Vielleicht bin ich nur ein charakterloses ...
    ... Schwein, das allein auf seine Sinnenfreuden bedacht ist, ging mir durch den Sinn. Ich hätte mich an ihrer Stelle sofort von mir getrennt.
    
    Andererseits war Nadine doch eher wie ein guter Freund. Sie ist zwar weiblichen Geschlechts, im eigentlichen Sinne aber nie meine Lebensgefährtin gewesen. Im Nahen betrachtet, reduziert sich unser Kontakt auf das Geschlechtliche. Ja eigentlich -- das glaubte ich in diesem Moment wirklich -- ist sie mehr wie eine Prostituierte. Und mit solch einer konnte ich Binh nicht betrügen. Diesen Gedanken verwarf ich dann doch. Nadine hätte sich gegen Geld nie für mich oder andere hingegeben.
    
    Ich drehte mich im Kreis. Vor allem brachten solche Überlegungen mich keiner Lösung näher. Das änderte sich dann erst, als ich zu Mittag in einer kleinen Gaststätte einkehrte. Man konnte schon draußen an Biertischgarnituren sitzen.
    
    Mein Durst war groß. Und zwei große Bier vertrieben dann endlich den Trübsinn. Ein gutes trug hierzu auch der Anblick der Bedienung bei. Es war eine junge Studentin, wie sie mir erzählte. Schlank, blond mit zusammengestecktem Haar. Ihre Arme waren von der Sonne schon gerötet. Ihr Busen bebte bei jedem Schritt über den Erdboden. Das lenkte ab und gab Anlass für ganz andere Gedanken.
    
    Ein kecker Blick ihrerseits und ich begann zu träumen. Im Geiste sah ich, wie sie mir auf dem Weg zur Toilette entgegenkommt. Direkt neben dem Austritt verläuft nämlich der Verbindungsweg zur Küche. Sie würde nur kurz bemerken: „Ich muss nur noch ...
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