1. Ein Leben in Bedrangnis 04


    Datum: 08.12.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byachterlaub

    ... in Gestalt von kräftigen Samenströmen hinterlassen hatte. Es war, denke ich, dieses Behände, Katzenhafte, was die tiefe Zuneigung verursachte.
    
    Es ging schon auf die Adventszeit zu, als ich eines Nachts schweißgebadet erwachte. Ich hatte von Nadine geträumt. Mir war, als ob ich bei ihr gelegen hätte. Ich hatte keinen feuchten Traum, wie ich sogleich feststellte. Aber ich war vor innerlicher Anspannung nass geschwitzt.
    
    Dabei hatte ich doch erst diese Nacht Sex mit Binh. Ich konnte nicht mehr einschlafen. Immer wieder kam mir über die Stunden meines Wachliegens Nadine in den Sinn. Was war es, was mich an sie band? Sie konnte mir doch nicht diese Geborgenheit bieten, die mir Binh so lieb machte.
    
    Ich wäre doch schlichtweg toll, zu dieser Verrückten, dieser närrischen Blutsaugerin zurück zu kehren. Mit Binh stimmte doch alles, wirklich alles. Wir hatten sogar schon überlegt, zusammen zu ziehen und zu heiraten. Zwischen unsere Gefühle passte doch kein Blatt Papier.
    
    Wer sich in Gefahr begibt, wird darin umkommen. Solche und ähnliche wirre Gedankenfolgen marterten mein Gehirn, bis ich endlich noch vor der einsetzenden Dämmerung mich zerschlagen von der Nacht erheben konnte.
    
    Der folgende Arbeitstag war verloren. Ich hatte keinerlei Konzentration. Meine Gedanken schweiften nicht nur um Nadine. Ich fühlte mich verloren, meinte nur noch ziellos durch die Welt zu irren, ohne jede Hoffnung auf Änderung.
    
    Mir war auf einem Mal bewusst, dass ich mich in die Belanglosigkeit, ...
    ... in die abstumpfende Allgemeinheit des Lebens hin bewegte, dass ich mein Leben schon hinter mit hatte, obgleich mich aller Erfahrung nach noch Jahrzehnte des Daseins auf der Erde erwarteten. Der Fluchtpunkt konnte andrerseits auch nicht Nadine heißen.
    
    Dort erwarteten mich zwar aufregende, zuweilen auch bedrückende Augenblicke. Aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass sich -- abgesehen von der Richtung -- an der Eintönigkeit meines Lebens etwas nachhaltig ändern würde. Mit Nadine würde mich vielleicht mehr Abwechselung erwarten. Aber mit voranschreitendem Alter würden wahrscheinlich die Lebenslinien beider Frauen sich immer mehr annähern, und ich mit ihnen.
    
    Mit der Zeit wichen diese emotionalen Erwägungen mehr solchen rationaler Denkart. Ich musste ergründen, was mich trotz alledem immer noch zu Nadine hinzog. Dass es nur das Geschlechtliche sein konnte, war mir bald bewusst.
    
    Trotz allem Grübeln kam ich zunächst nicht dahinter. Bis mir eines Morgens auffiel, dass mich trotz intensiver Liebesnacht mit Binh immer noch ein starkes Verlangen nach Nadine trieb. Das war es.
    
    Binh bot mir nicht die sexuelle Erfüllung, die ich brauchte. Ich entsann mich der Stunden mit Nadine. Egal wie lange wir es getrieben hatten. Ich war danach für mindestens 12, manchmal sogar 24 Stunden außer Gefecht. Sie verstand es, mich zu fordern. Selbst wenn ich ausgepumpt und körperlich kaputt erschien, machte sie weiter.
    
    Erst wenn alle weibliche Versuchung mir nichts an Flüssigkeit mehr ...
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