1. Ein Leben in Bedrangnis 04


    Datum: 08.12.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byachterlaub

    ... Zusammentreffen gewann Nadine nicht nur äußerlich ihre frühere Fasson wieder. Sie wurde immer fordernder, maßloser. Sie entwickelte sich immer mehr zur alten, lieblosen Nadine, die mich unentwegt gängelte.
    
    Aber das stellte ich endgültig erst ein halbes Jahr später sicher fest. Gleichzeitig verlor meine Leidenschaft zu Binh an Intensität. Noch immer kamen wir regelmäßig zusammen, und auch das Sexualleben schlief nicht ein. Aber es fehlte die Hemmungslosigkeit, die unsere Beziehung früher einmal ausgemacht hatte.
    
    Diesen Part hatte Nadine für sich vereinnahmt. Prekär wurde für mich, dass ich zu vergleichen begann. Von ihren körperlichen Merkmalen her konnte mir Binh vieles nicht bieten. Mir blieben Genüsse versagt, die ich bei Nadine hatte, wenn sie mich etwa zwischen ihre Brustmassen harpunieren ließ.
    
    Alles an Binh war zu spillrig. Es fehlte die notwendige Reibungsfläche für meinen Körper. Bei Nadine konnte ich schon herrliche Gelüste entwickeln, wenn ich mit meinem Geschlecht über ihren strammen Bauch oder ihre drallen Schenkel rieb. Andererseits hätte ich mich nie so tief in Nadine versenken können. Da war ein mächtiger Bauch oder ein kräftiges Hinterteil im Wege.
    
    Wiederum durfte ich nie vergessen, dass die Sexualität nur einen kleinen Teil unserer Beziehung ausmachte. Nadine war meist unbeherrscht und unberechenbar. Nie war ich sicher, was als nächstes kommen würde. Ihre Stimmung konnte augenblicklich umschlagen.
    
    Ich kam mir stets wie ein Spielball vor, der ...
    ... über ein Spielfeld gehetzt und getreten wird. Angesichts dessen sagte mir mein Verstand, mich endgültig von Nadine zu trennen. Mich sorgte vor allem, dass ich auf Dauer zu ihr in eine Abhängigkeit geraten könnte, die mir jedwede Selbstbestimmung nehmen würde.
    
    Aber es war zu spät. Ich hatte mich schon zu weit vorgewagt. Nadine hatte mich in der Hand. Als ich ihr mit wohlgeformten Worten meine Überlegungen dartat, lachte sie nur. Sie musste noch nicht einmal gequält lachen. Laut brüllte sie mir ins Gesicht: „Das geht nicht. Dann bist du Binh los." Diese Möglichkeit hatte ich natürlich bedacht. Aber Nadine hatte mit ihrer hohen Intelligenz sofort erfasst, dass mir kein einfaches Schlupfloch zur Verfügung stand. „Wenn du dich von mir löst, verlierst du auch Binh. Ich werde ihr alles zwischen uns haarklein berichten. Da sei sicher. Vielleicht verzeiht dir Binh, aber mich wirst du nie los. Das merke dir."
    
    Das sollte eine versteckte Drohung sein. Aber das Schlimmste war: Nadine hatte recht. Irgendwie war es unmöglich, mich von ihr zu lösen. Sie brauchte dafür keine List anzuwenden. Ich würde wieder zu ihr kommen. Das wurde mir mit einem Schlag klar. Mein Schicksal war mit ihrem vollends verbunden. In dieses Schicksal würde ich mich ergeben müssen. Dann aber wollte ich wenigstens etwas davon haben, beschloss ich.
    
    Noch am selben Abend formulierte ich meinen ersten Anspruch. Nadine hatte zwar wieder deutlich abgenommen, aber nur wenig an ihrem Allerwertester, dessen bloßer ...
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