1. Laura Kraft 33


    Datum: 21.12.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bychicago4

    ... bedeckt, dass jedoch langsam zu versickern schien. Sonst wäre sicher längst der gesamte Stollen abgesoffen.
    
    Raquel´s Lampe zeigte, dass nach ca. 50 Metern ein Schatten nach links führte. Sicher ein Abzweig. Sie konnte sich ihr Minikleid wieder übersteifen, der Staub hatte sich gelegt. Das Atmen fiel ihr leichter, so bewegte sie sich schnell auf den Schatten zu. Tatsächlich befand sich an dieser Stelle ein recht breiter Querstollen. Völlig intakt. Doch nach ca. 30 Metern war Schluss. Eine riesige Tür versperrte den Weg.
    
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    Natascha hatte es sich im Querstollen 12 „gemütlich" gemacht. Die junge Russin lag in einem halbrunden Verkleidungsblech für Strahltriebwerke. Fast wie ein Bett, wenn man bedachte, dass das Metall bei 8 Grad C nicht gerade kuschelig war. Aber was war hier schon kuschelig in der völligen Dunkelheit? Sie ärgerte sich, nicht zwei Grubenlampen mitgenommen zu haben. Ihre hatte sie an Ellen Goldstein abtreten müssen. Nun durfte sie in völliger Dunkelheit einen Stollen bewachen. Was für ein Schwachsinn.
    
    Die junge Russin ärgerte sich ein wenig darüber, hier in dem Stollen herum zu lungern. Aber Befehl war Befehl. Wenn jemand diesen Stollen betrat, würde sie sich an ihn hängen und nicht mehr aus den Augen lassen. So lag sie in der Halbschale der Metallverkleidung und horchte angestrengt auf jedes Geräusch.
    
    Völlig still war es hier nicht. Wasser tropfte an einigen Stellen von der Decke herab und bildete Pfützen. Ab und zu knirschte es auch im ...
    ... Gebälk. Einmal krachte es sogar gewaltig. Die Hölle war los. Natascha schrak hoch und starrte in die Finsternis. Scheinbar hatte sich ein Haufen Geröll verselbstständigt. Oder ein Felsen war eingestürzt. Es gab ja genug instabile Bereiche im Berg durch diverse Zerstörungsversuche nach Ende des 2. Weltkriegs. Natürlich bestand auch die Möglichkeit, dass jemand versuchte, sich den Weg frei zu sprengen. Der Krach kam vom Fahrstollen B.
    
    Die junge Russin erwartete, dass jemand aus dieser Richtung in den Querstollen 12 eindringen würde. Aber der Krach ebbte ab und nichts geschah. Kein Lichtkegel, keine Staubwolke, nichts. Stille. Dunkelheit. Natascha hockte noch minutenlang angespannt in ihrer Metallverkleidung. Dann lockerte sie ihre Muskulatur wieder. War wohl nur ein Erdrutsch. Oder ein Stollen war eingestürzt. Sie legte sich auf den Rücken und streckte sich aus. Die Glieder durften nicht einschlafen, sie musste die Blutzirkulation aufrecht erhalten und machte ein paar Übungen. Dann lag sie wieder ruhig und lauschte dem steten Tropfen des Wassers...
    
    Da packte jemand ihre Haare, zog sie daran aus ihrem Versteck und wirbelte sie durch die Luft. Hart landete sie mit dem Rücken auf dem Steinboden des Stollens. Sie versuchte noch, sich zur Seite zu rollen, doch der Angreifer war schneller. Etwas setzte sich auf ihre Brust. Ihre Handgelenke wurden neben ihrem Kopf in den Staub gedrückt. Das Gesicht der jungen Russin geriet zwischen einen Schraubstock, der sich jedoch als zwei ...
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