1. Assassins' Sins Ch. 02


    Datum: 21.02.2021, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... sie küssen. Zum ersten Mal hatte er wirklich Angst um sie gehabt, war getrieben gewesen von dem Schreckensbild ihres toten Körpers. Erschrocken stellte er fest, dass er sich zum ersten Mal seit langer Zeit vergeblich versuchte, sich auf das zu besinnen, was er gelernt hatte, zu groß war die Angst um sie gewesen. Sollte er sie jetzt verlieren, würde er innerlich zusammenfallen und seinen Körper mitnehmen.
    
    Gerade noch rechtzeitig bemerkte Cora seine Absicht und ließ sich zu einer Umarmung fallen, aus der sie sich jedoch wieder ziemlich schnell löste. Sie schenkte ihm einen kurzen, missbilligenden Blick und wendete sich schließlich ab, um das Gildenhaus zu betreten.
    
    Innerlich verfluchte er sich dafür, dass er so unvorsichtig gewesen war, sie hatte recht. Jetzt war es noch wichtiger als zuvor, dass die Gilde auf ein rein praktisches Verhältnis zwischen ihnen beiden vertraute, ein öffentlicher Kuss war da alles andere als förderlich. Dennoch, tief in ihm tat es weh, ihr nicht nahe sein zu dürfen, doch es musste sein. Sein Verstand wusste das, sein Herz jedoch schmerzte bei jedem Gedanken daran.
    
    Er schaffte es gerade noch, sie bis zum Eingang einzuholen und hielt sie leicht an der Schulter fest. „Tut mir leid, es ist nicht einfach..." Ihre Gesichtszüge wurden minimal weicher und sie zeigte ein angedeutetes Kopfnicken, so, dass man es auch einfach übersehen könnte. „Ich weiß..., aber wir müssen uns konzentrieren. Wir dürfen uns heute Nacht keinen Fehler erlauben." ...
    ... Ihr Gesichtsausdruck war hart, ihre Worte klangen selbstsicher, beinahe anklagend. Dennoch, er spürte, dass sie mindestens ebenso mit sich kämpfen musste wie er. Hinter der selbstsicheren Fassade fiel es auch ihr unendlich schwer, ihm nicht einmal tief in die Augen blicken zu dürfen.
    
    Leise, gedämpfte Schritte waren hinter ihm zu hören, instinktiv drehte er sich fluchtbereit um, entspannte sich jedoch sofort wieder, als er Lycran erkannte. Seine Armbrust hatte er wieder auf den Rücken geschnallt, er machte jedoch einen missmutigen Eindruck. „Warum steht ihr vor der Tür und geht nicht hinein?", fragte er, und ließ dabei ein unverhohlenes Misstrauen mitschwingen. „Wollten wir gerade tun, doch dann haben wir dich gehört." antwortete Credan mit einem ebenso frostigen Unterton.
    
    Sanft drängte er Cora in das Gildenhaus hinein, aus dem inneren schlug ihnen warme, aber abgestandene Luft entgegen. Es war wie immer diffus beleuchtet, in einer Ecke stand ein vollgestopftes Regal mit Büchern und Pergamentrollen neben einem ebenso überladenen Schreibtisch. Dahinter ließ sich das Gesicht von Kvoth ausmachen. Mit einem kurzen Nicken in seine Richtung begrüßte er ihn, er war jedoch so mit Schreiben beschäftigt, dass er ihre kleine Gruppe, die eben das Haus betreten hatte, nicht bemerkt hatte.
    
    Cora ließ ein leichtes Räuspern hören, woraufhin Kvoth erschrocken aufsah. „Guten Tag" stammelte er, etwas durcheinander. Lycran verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. „Das ist wohl ein wenig ...
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