1. Wenn die Nachtigall erwacht 04


    Datum: 19.06.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: by_Faith_

    ... waren das schon einzelne Details eines viel größeren Problems, denn die entscheidende Frage war: Wo auf dieser Erde konnte ein Cerebrat so groß werden und so viele Drohnen um sich scharen, ohne entdeckt zu werden? Entweder war es ein sehr entlegener Teil der Erde oder diese seltsame Gemeinschaft stand unter dem Schutz einer Organisation, die sehr viel Platz hatte. Und selbst dann würde eine solche Masse an Wesen auffallen - das konnte man nicht auf Dauer verheimlichen. Und was war das überhaupt für eine Gemeinschaft, die aus verängstigten Schattendrohnen und einem monströsen Cerebrat bestand, der, wie ein Monster, mit tausend Armen über allem schwebte und seine Untergebenen ohne Vorwarnung züchtigte?
    
    »Nur die Liebe einer Königin kann eine gerechte Ordnung schaffen und dem Kollektiv ein Ziel geben«, murmelte Miriam gedankenverloren.
    
    `Bist du da von alleine drauf gekommen?`, fragte V`nyx der IV. mit leichtem Spott.
    
    »Das geht dich gar nichts an«, sagte Miriam und fühlte sich ertappt. Abgesehen von dem grundsätzlichen Argwohn, den sie gegenüber allen Cerebraten hegte, nagte jetzt auch noch ein konkretes Misstrauen an ihrem schwachen Band zu V'nyx dem IV., denn wenn der kleine Schössling mit dem roten Cerebrat gemeinsame Sache machte, müsste sie Vorkehrungen treffen, um dem Verrat entgegentreten zu können. Selbst wenn V'nyx der IV. die Wahrheit sagte, musste sie davon ausgehen, dass es auf dieser Welt doch noch einen Überlebenden der roten Brut gab, und das alleine war ...
    ... schon gefährlich genug. Miriam entschloss sich, ein paar alte Freundschaften aufleben lassen, bevor es zu spät war.
    
    *
    
    Nachdem Miriam eine Stunde lang mit Handtüchern und Putzlappen ihre Ölspuren vom Fußboden entfernt hatte, rubbelte sie über die Sitzfläche ihres Sofas und erkannte, dass sie alles nur noch schlimmer machte. Eigentlich war der speckige Glanz auf dem schwarzen Leder gar nicht so schlecht, und es roch auch angenehm nach Babyöl. Diese stupide Hausarbeit, die so gar nicht zu ihrer erhabenen Erscheinung als Blaue Königin passte, half ihr, die erste Aufregung zu überwinden. Schließlich gelang es ihr dann doch, den Rest der Nacht zu schlafen.
    
    ***
    
    Am nächsten Tag Frühstückte sie zur Mittagszeit und begann ihre alten Kontakte im Geiste durchzugehen. Miriam musste feststellen, dass ein Großteil der Jungs, mit denen sie in den letzten Jahren zusammengearbeitet hatte, nicht erreichbar war. Das war nicht ungewöhnlich, denn es handelte sich nicht um die Art von Menschen, die ein wohlgeordnetes Leben mit Familie, Hund und Reihenhaus führten.
    
    »Greg. Der ist komplett ausgestiegen«, murmelte sie schließlich und blätterte in ihrem alten Notizbuch. Sie fand seine letzte, ihr bekannte Adresse.
    
    Miriam grübelte bis in den Nachmittag, ob sie Greg einfach so besuchen sollte. Wenn er noch da wohnte wo sie es vermutete, waren es ungefähr zwei Stunden Fahrzeit. Greg war kein einfacher Geselle, aber Männer seines Schlags waren nie einfach. Entweder war man schon kaputt, ...
«12...789...19»