1. Wenn die Nachtigall erwacht 04


    Datum: 19.06.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: by_Faith_

    ... Mühe wurde belohnt, denn sie erkannte, dass die Tentakel nicht nur erschienen, wenn sich die Wesen zu Gruppen zusammenfanden. Manchmal, aber viel seltener, trieben die Tentakel auch einzelne Wesen aufeinander zu oder zwangen ihnen eine andere Richtung auf. V'nyx der IV. näherte sich lautlos, blieb neben seiner Königin stehen und schaute in ihre Richtung.
    
    »Siehst du es?«, flüsterte Sie. Der Vogel nickte und die Königin teilte ihm ihrer Beobachtungen mit: »Der Rote Cerebrat kann nicht zu ihnen sprechen, also muss er sie schubsen und ziehen, damit sie das machen, was er will.«
    
    Ihr wurde bewusst, wie kalt es hier am Rand des dunklen Waldes war. Sie rückte ein Stück näher an das warme und weiche Federkleid des Vogels. V'nyx der IV. vermittelte ihr in Gedankensprache: 'Wenn diese Wesen die Stimme ihres Cerebraten nicht hören können, wissen sie vielleicht gar nicht, was mit ihnen geschieht. Sie werden unbewusst gelenkt in einer kalten, dunklen Welt ohne Liebe und ohne erkennbares Ziel. Und sie können untereinander auch nicht reden, jeder scheint auf sich alleine gestellt zu sein.'
    
    Die Königin streichelte mit ihrer Hand zärtlich über das Kopfgefieder des Vogels und schenkte ihm ein ...
    ... Lächeln.
    
    »Siehst du? Das ist nicht unsere Art zu leben, lasse uns gehen«, resümierte die Königin und ging mit bedachten Schritten rückwärts, um sich so lautlos wie möglich von diesem Ort zu entfernen. Das hatte nichts mit der Welt zu tun, die sie als Drohne kennengelernt hatte.
    
    ***
    
    Miriam wachte am nächsten Morgen mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Greg schlief noch und sie wollte daran nichts ändern. Leise schlich sie sich von dem ehemaligen Heuboden, wechselte ihre Erscheinung in die menschliche Form und zog ihre Klamotten an. Aus dem Top-Case des Motorrads holte sie ein rotes Mobiltelefon und legte es auf die Lehne von Gregs Sessel. Sie hoffte, dass er daran dachte, den Akku regelmäßig zu laden, damit er auch erreichbar blieb. Dann schlich sie sich aus der Scheune, schwang sich auf ihr Motorrad und fuhr zurück in die Stadt.
    
    Auf dem Weg nach Hause bekam sie doch ein schlechtes Gewissen gegenüber Sven. Gestern hatte sie ganz schön auf den Putz gehauen, und solche Entgleisungen würden eine
    
    normale
    
    Beziehung auf Dauer unnötig belasten. Sie drehte den Gashebel voll auf, um so schnell wie möglich zu Sven zu kommen und nahm sich vor, ihrer menschlichen Seite vorerst wieder mehr Beachtung zu schenken. 
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