1. Die Insel der Frauen Teil 13


    Datum: 27.02.2021, Kategorien: Fetisch Autor: byjannis

    ... wischt sich noch einmal die nassen Augen ab und nickt nur.
    
    "Manu!" schreie ich so laut, dass ich meine, mein eigenes Echo zu hören. Ich weiß nicht, wie oft ich nach ihr geschrien hab', bis ich mich einigermaßen beruhigt habe.
    
    Manoli reicht mir ein Taschentuch.
    
    Ich ziehe es über die Augen und über die Backen. Selbst mein Kinnbart ist durchtränkt von meinen Tränen.
    
    Manoli setzt sich auf den Bettrand, breitet seine Arme aus. Gerne lasse ich mich in seine offenen Arme sinken und mich an ihn drücken. Die körperliche Nähe eines Freundes hilft mir über den Schmerz, der meine Brust durchbohrt. Ich beginne in der Geborgenheit wieder zu flennen, wie ein kleiner Junge.
    
    Zart und mitfühlend streicht Manoli mir über den Hinterkopf. Ich spüre, dass auch er wieder zu Weinen beginnt. So liegen wir uns in den Armen, trösten uns gegenseitig, um den Verlust zu begreifen.
    
    Etwas gefasster frage ich Manoli nach einiger Zeit:
    
    "Darf ich sie noch einmal sehen?"
    
    Er schluchzt erneut auf, sieht mich mit seinen wässrigen Augen an und stottert nur:
    
    "Sie ... sie ist restlos verbrannt. Ich würde dir empfehlen, behalte sie in Erinnerung, wie sie war. Eine wunderbare Frau, aufgeweckt, frisch, intelligent und immer für jede Überraschung zu haben."
    
    Wir sitzen beide zusammen, weinen und schluchzen. Manoli und ich, zwei Freunde der ersten Stunde. Als Manu und ich nach Naxos kamen, war es ein Zufall, als wir uns trafen, der uns zu engen Freunden werden ließ. Manoli steckte damals in ...
    ... finanziellen Schwierigkeiten und wir brauchten einen zuverlässigen Arzt.
    
    Unruhig, aber mit Hilfe von Medikamenten überstehe ich die Nacht. Die Bestattung ist ein Grauen für mich.
    
    Manu. Meine über alles Geliebte Manu ist einfach weg. Weggeblasen. Ein falscher Wortwechsel im falschen Moment. Ein Streit, den es nicht gebraucht hätte. Sie wollte segeln gehen. Ich hatte die Sturmwarnungen gehört und sagte: "Nein!"
    
    Wären wir doch nur gesegelt, dann lägen wir vielleicht nun zusammen auf dem Grund der Ägäis. Dann wären wir zusammen gegangen. So bin ich nun alleine.
    
    Wie kurze Flashbacks sausen mir Bilder durch meine Hirnwindungen. Blitze, ganze Filmszenen rasen an mir vorbei und durch mich hindurch. Im Zeitraffer überfallen mich Erinnerungen, Sequenzen aus meinem Leben. Mein Körper wird durchgeschüttelt, als ob ich hohes Fieber hätte. Ein leichter Stich in die Vene lässt mich ruhiger werden.
    
    Ich weiß nicht, wie lange die Beruhigungsspritze anhielt, die Manoli mir in diesem Moment injizierte.
    
    Mit einer gewissen Portion Gelassenheit ziehen weiter Bilder und Filme an mir vorüber. 'Manu, es war unser Traum.'
    
    Mein Verstand taucht mehr und mehr wieder in der Gegenwart auf.
    
    Maria hat etwas zum Essen aufgetragen, tätschelt fast liebevoll meine Wange, um mich zu Tisch zu bitten.
    
    Schweigend sitzen wir drei zusammen, auf der Veranda, die uns zu viert so viele schöne Feste bescherte. Ich schlafe heute wieder bei meinen Freunden und Manoli reicht mir noch eine Tablette, ...
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