Der Vertrag
Datum: 12.03.2018,
Kategorien:
Sonstige,
Autor: Rahab
... ist! Das ist ja wohl das schlimmste! So etwas abartiges! Das ..."
"Sei still!" Rolf hatte nicht einmal seine Stimme angehoben und die Kinder sahen mich abweisend an.
"Die Möglichkeit, uns irgendetwas zu verbieten, hast du mit deinem Auszug hier unwiderruflich verspielt. Also mäßige dich etwas, ja? Ich interpretiere deinen Ausbruch mal so: Wir dürfen davon ausgehen, dass du sexuellen Aktivitäten, die unter dem Sammelbegriff Inzest gefasst werden können, ablehnend gegenüber stehst. Auch bei uns gibt es da unterschiedliche Ansichten. Ich persönlich habe es bisher vermieden. Jo, du solltest vielleicht deiner Mutter deine Ansicht dazu darlegen?"
"Nein!" Josephine sah mich immer noch wütend an - nein, das war keine Wut - das war Verachtung!
Rolf ließ aber nicht locker.
"Warum nicht?"
"Ich bin nicht in der Stimmung, so einer meine Gedanken darzulegen."
"Josephine!" Diesmal war die Stimme Rolfs deutlich schärfer. Die beiden sahen sich sekundenlang an.
"Ok. Ich war zu heftig. - Sorry. - Bea, tut mir leid. Wenn ich mein seelisches Gleichgewicht wiedergefunden habe, können wir uns darüber unterhalten, vorausgesetzt du möchtest es."
Damit lehnte sie sich wieder zurück. Der verbindliche Ton, den sie jetzt auf einmal benutzte, stand in krassem Gegensatz zu ihrem Blick, denn der war unverändert. Hatte ich etwa überzogen reagiert? Nein! Meine Reaktion war berechtigt - und Rolf hätte mich nicht unterbrechen dürfen! Schließlich war Inzest keine Bagatelle! Bei so ...
... etwas gilt doch unser Vertrag nicht!
"Ulli?" Rolf nickte unserem Sohn zu, der die Hand gehoben hatte.
"Ich bin noch keine 16 und das alles braucht mich daher noch nicht zu interessieren. Außerdem hatte ich Mutti gesagt, dass ihr nicht miteinander schlaft. Es besteht also gar keinen Grund für sie, sich so aufzublasen. Was ich viel schlimmer finde - wir drei lassen uns jetzt schon wieder von ihr anstecken. Sie ist Gift für uns. Das finde ich beschissen."
Ruhe. - Die beiden sahen Rolf an und der hatte die Augen fast geschlossen. Ich wollte schon etwas sagen, hielt mich dann aber doch im letzten Moment zurück. Es dauerte eine ganze Weile, bis Rolf reagierte.
"Willst du, dass sie wieder geht?"
"Ja!"
"Jo?"
"Ich auch!"
Ruhe. - Mir wurde schwindelig. Ich war so glücklich, wieder hier zu sein - und jetzt das!
"Ich hatte eben gesagt, dass meine Stimme dazu nur schwer zu bekommen sei. Die Reaktion von Bea auf dieses Thema war vor dem Hintergrund ihrer Einstellung zu erwarten. Das Tabu des Inzest diente dazu, die Gene der Nachkommen zu verbessern. Es war und ist daher sinnvoll. In anderen Gesellschaften sieht das ganz anders aus, aber wir leben nun einmal hier. Da Sex heute nicht mehr zwangsläufig zu Nachwuchs führt, könnte man dieses Tabu zur Diskussion stellen - es gibt jedoch genug Gründe, dies auf breiter Basis nicht zu tun, so dass unsere Einstellung dazu nicht allgemein gültig ist.
Wir drei hier verstehen uns sehr gut miteinander, seit wir alleine sind. ...