1. Argonauta Kapitel 01-02


    Datum: 29.06.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byPanthera_tigris

    ... Naherholungsgebiet für Studenten, Lehrkräfte und all die anderen Stadtbewohner.
    
    Julia schlenderte durch den grünen Park die College Road entlang, die dem Uferverlauf eines der Seen folgte, die sich im Park befanden. Auf der Wasseroberfläche lag ein dichter grüner Teppich von Seerosen, die ihre cremeweißen Blüten emporreckten und zahlreichen summenden Insekten zur Bestäubung feilboten. In der Mitte des Sees ragte ein alter Ast, der ungefähr Armdicke hatte, in einem flachen Winkel aus dem Wasser. Auf dessen rauer Rinde hatten sich zwei große Brillenpelikane niedergelassen, die mit ihren eindrucksvollen Schnäbeln eifrig ihr schwarz-weiß kontrastierendes Gefieder zurechtzupften. Ein laues Lüftchen wehte auf und Gischt wurde in Julias sommersprossiges Gesicht geblasen, die von dem laut rauschenden Wasserspiel stammten, das in der Mitte des künstlichen Gewässers installiert worden war und dessen geysirartige Wasserfontänen den Wasserspiegel sanft zum Schaukeln brachten.
    
    In der Luft hing überall der Duft von Palisander, der so intensiv war, dass er beinahe die Sinne benebelte. Der ursprünglich aus Südamerika stammende Palisanderbaum stellte so etwas wie das inoffizielle Wahrzeichen Brisbanes geworden. Hunderte, vielleicht sogar tausende Exemplare der knorrigen Bäume waren überall auf dem Gelände des Campus angepflanzt worden und verwandelten St. Lucia jedes Jahr für zwei Wochen in ein betörendes Meer aus zartvioletten Blüten. Julia war von dem eindrucksvollen ...
    ... Naturschauspiel sofort in den Bann gezogen worden. Sorgenfrei sog sie das schwere Potpourri tief in ihre Lungen ein und ließ sich ganz von dem süßlichen Duft verzaubern. Bei den meisten Studenten war die Palisanderblüte jedoch weniger beliebt, ja sogar gefürchtet, denn es war eine grausige Ironie, dass das violette Blütenwunder zeitgleich den Beginn der Prüfungszeit ankündigte.
    
    Julia spazierte über die asphaltierte Straße und genoss die warme Sommerluft. Sie spürte das Kitzeln der goldenen Sonnenstrahlen auf ihrer Nasenspitze und wusste, dass sie mit ihrer Entscheidung, hier einen Neuanfang zu wagen, richtig lag. Julia blickte auf ihre Armbanduhr. Zehn Uhr Zehn. Noch fünf Minuten.
    
    Nachdem Julia sich fertig geduscht und angezogen hatte, hatte sie ihr winziges Hotelzimmerchen verlassen, um sich wie verabredet mit Prof. Fisher zu treffen. Doch dessen freundliche Sekretärin hatte Julia höflich erklärt, dass der Professor das Treffen habe kurzfristig absagen müssen. Ein Kollege sei unerwartet krank geworden und Prof. Fisher müsse für diesen die Vorlesung übernehmen. Sie hatte Julia vertröstet und ihr den Vorschlag gemacht, sie solle sich doch einfach zum Vorlesungssaal begeben. Für gewöhnlich pflege der Prof. nach seiner gehaltenen Vorlesung, ein Mittagsmahl einzunehmen und er könne sich dabei eventuell Zeit für Julia nehmen.
    
    Julia hatte schulterzuckend geantwortet, dass es für sie kein Problem sei, sie habe sich ohnehin nichts anderes für den heutigen Tag vorgenommen. Die Sekretärin ...
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