Argonauta Kapitel 01-02
Datum: 29.06.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byPanthera_tigris
... Draußen dämmerte es bereits. Die Sonne stand tief am Himmel und brachte den Himmel zum Glühen. Die Schatten der Zweige des Baums vor dem Fenster huschten über die Decke, die auf diese Weise zur unfreiwilligen Leinwand eines bizarren, surrealen Schattentheaters wurde. Schwarze Schemen tanzten über den orange leuchtenden Hintergrund, vereinigten sich und nahmen plötzlich Formen an. Zuerst nur Umrisse, doch dann wurden die Details für Julia immer klarer. Die Zweige formten Gesichter. Ein Liebespaar, einander innig umarmend und in einen tiefen, leidenschaftlichen Kuss ineinander versunken. Kalt lief es Julia den Rücken herunter. Eine der beiden Figuren sah genauso aus wie Tom, drehte sich scheinbar zu ihr um und grinste sie dämonisch an.
„Hilf mir, Julia!", schrie der Schatten laut.
Plötzlich wurde alles rot. An der Decke bildete sich ein riesiger Blutfleck, dunkel schimmernd breitete er sich aus, wurde größer und größer. Und dann tropfte das Blut auf Julia herab. Das Blut war noch warm und Julia schrie panisch auf. Toms Gesicht an der Decke bleckte die Zunge heraus und lachte donnernd auf, während Julia auf ihrem Bett panisch zappelte. Verzweifelt versuchte sie, das Blut, das nun in Strömen über sie goss, von ihrer Haut zu waschen. Doch es gelang ihr nicht. Brüllend stierte sie mit schreckgeweiteten Augen die Decke an. Toms Gesicht löste sich unvermittelt auf, verschwand ins Nichts.
Julia schreckte hoch. Ihr Puls raste. Nervös blickte sie sich im Zimmer um, doch da war ...
... nichts. Ihr Top klebte schweißgebadet an ihrem Körper.
Du hast geträumt
, kam ihr die Erkenntnis.
Schon wieder
. Inzwischen war es dunkel geworden. Julia erinnerte sich, dass sie am Nachmittag nach ihrer Rückkehr eingeschlafen sein musste. Zitternd wie Espenlaub kroch sie aus ihrem Bett. Ihre Gedanken rasten, kreisten immer wieder um den verstörenden Albtraum. Sie schleppte sich ins Bad, stützte sich mit ihren beiden Armen auf das Waschbecken und starrte ihr zerzaustes Spiegelbild an. Dann goss sie sich kaltes Wasser in ihren Zahnputzbecher und schluckte den Inhalt in einem Zug herunter. Hier konnte sie unmöglich bleiben. Sie brauchte dringend Ablenkung. Wie spät es wohl sein mochte? Julia warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. 20: 46 Uhr.
Ginas Nachricht fiel ihr wieder ein. Lass die Vergangenheit endlich mal hinter dir und dich auf was Neues ein!
Vielleicht hatte Gina recht und es war an der Zeit, endlich neue Erfahrungen zu machen. Hier in ihrem kleinen Zimmer fiel ihr ohnehin die Decke über den Kopf. Warum also nicht einfach Neues wagen und ausgehen? Julia hatte ohnehin Hunger und es konnte nicht schaden, einen Happen auswärts zu essen und sich dann einfach treiben zu lassen. Wer konnte schon wissen, welche Überraschung der Abend noch bieten würde? Julia entschloss daher spontan, sich zu trauen und sich nicht wieder zu verkriechen. Doch mit ihren verschwitzten Sachen konnte sie sich nicht unter Leute trauen. Schnell zog sie sich aus, duschte sich ...