1. Die Nacht des Hexers


    Datum: 07.07.2021, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byKrystanX

    Die Klinge blitzte nur einen Moment lang im Schein der Laterne auf, dann bohrte sich der kalte Stahl in das Fleisch des Mannes. Fassungslos blickte der Mensch in die leuchtend grünen Augen der rothaarigen Blutelfe. Sie lächelte boshaft, bevor sie die Klinge mit einem Ruck aus dem Körper des Menschen. Sein Blut tropfte von der leicht gebogenen Waffe und Lirya betrachtete sie mit tödlicher Neugier. Ihre Miene hatte etwas von einem Kind, welches fasziniert einen Regenschauer zusieht. Diese Tropfen waren jedoch rot. Sie waren der Lebenssaft jenes unbewaffneten Mannes gewesen. Seine Essenz, die auf den staubigen Boden des Brachlands tropfte.
    
    "Hast du wirklich geglaubt, du könntest uns entkommen, Schwester?" Ihr Blick galt der anderen, Blutelfe, deren blondes Haar über ihre rechte Gesichtshälfte fiel. Lirya versetze dem sterbenden Menschen einen Tritt, bevor sie schließlich ihre Klinge auf die erstarrte Elfe richtete. "So. Und jetzt zu dir. Du hast den Orden verraten und dich mit einer niederen Kreatur, einem Menschen eingelassen."
    
    "Nein, bitte, nicht!", stotterte die junge Elfe. Man konnte nur erahnen, was sie damit meinte. War es eine Bitte um Gnade oder die Verleugnung des Geschehenen. Ihre Augen waren auf den jungen Mann gerichtet, aus dessen Mundwinkeln Blut quoll. Er blickte seine Geliebte hilflos an, während der Lebensfunken in ihm erlosch.
    
    Lirya wartete, bis sich der Schrecken tief in die Seele der Verräterin gebohrt hatte. Sie sollte Leiden, sie sollte den ...
    ... Schrecken mitnehmen, in die andere Welt. Erst, als der Blutstrom versiegt war, ließ die Blutelfe erneut die Klinge durch die Luft sausen. Sie stieß zu und genoss den Anblick, als die Elfe neben ihrem Geliebten zusammenbrach. Die Blutritterin kannte keine Gnade mit Verrätern an ihrem Volk. Sie sollten leiden und so würde der Todeskampf dieser Verräterin auch noch einige, endlose Minuten dauern.
    
    Leises Wimmern war zu hören. Die junge Elfe griff mit zitternder Hand nach der ihres heimlich angetrauten Mannes. Ihre Verbindung war die Verbindung zweier verfeindeter Völker. Ihre Liebe hatte sie zusammen geführt. Sie waren in das Brachland geflohen, um vor dem Hass und dem Krieg in Sicherheit zu sein. Nun hatten sie die Schatten des Krieges eingeholt. Bevor die Elfe zum letzten Mal ihre Augen schloss, drückte sie die tote Hand ihres Geliebten ein letztes Mal. Tief in ihrem immer schwächer schlagenden Herzen hoffte sie, dass sie wenigstens im Tod vereint wären.
    
    Die Ritterin nahm die Lampe vom Tisch und verließ die kleine Hütte. Sie empfand Mitleid mit der Verräterin. Sollte sie doch in der Hölle schmoren. Mit einer Handbewegung warf sie die Lampe in das Haus. Das Glas zerbrach und die Flamme des Dochtes entzündete das Öl. Als Lirya auf ihr Pferd stieg, schlugen bereits lodernde Flammenzungen aus der kleinen Hütte, die dem jungen Liebespaar eigentlich als Unterschlupf dienen sollte, um sich vor den Gefahren einer verrückt gewordenen Welt zurückzuziehen.
    
    ***
    
    Ratchet war ein ...
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