Die Buchlesung Teil 01
Datum: 06.07.2018,
Kategorien:
Berühmtheiten
Autor: byWespe
... hinteren Teil des Raumes saß ein kräftiger, groß gewachsener Typ, vom Körperbau erinnerte er eher an einen Holzfäller als an den eines Lesefans. Er war aufgesprungen und dröhnte weiter Beleidigungen in die Runde: „Willst du uns ernsthaft mit diesem langweiligen Scheiß auf die Eier gehen? Das ist Dreck, was du hier verkaufen willst. Wir wollen die echte Andrea Sawatzki kennen lernen. Die, die mit 14 schon die Schwänze ihrer Mitschüler gelutscht hat! Die, die sich für einen Schnaps in jeder Kneipe auf dem Klo hat ficken lassen! Komm, klapp das scheiß Buch zu und erzähl uns davon!". Angriffslustig ging der Hüne ein paar große Schritte auf die Mitte des Raumes zu.
Andrea Sawatzki saß wie aus Beton gegossen in ihrem Sessel. Ihre Hände zitterten, ihr Gesicht sah aus, als müsste sie schwer mit sich kämpfen, um nicht in Tränen auszubrechen.
Die anderen Gäste schwiegen oder tuschelten entrüstet mit ihrem jeweiligen Nachbarn.
Mark aber konnte die Situation nicht länger ertragen und sprang ohne nachzudenken auf.
"Was soll das hier für eine Vorstellung werden?", blaffte er den Fremden an. „Können Sie sich nicht benehmen wie jeder andere hier? Setzen Sie sich wieder hin und halten Sie die Klappe oder verlassen Sie die Buchhandlung, damit wir Anderen den Abend genießen können!"
Der Hüne ging schweigend auf Mark zu. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, hob er seine geballte Faust und schlug zu. Hart und ungebremst traf sie Marks Nase und ließ ihn schwankend zu Boden ...
... gehen.
Nebelschleier schienen ihn zu umgeben, als er nach ein paar Augenblicken wieder die Augen öffnete. Sein Sehfeld war eingeschränkt, das Gesicht fühlte sich geschwollen an, die Nase brannte wie Feuer. Aber er fühlte die Nähe einer Person, die Weichheit eines weiblichen Körpers. Als er versuchte seine Umgebung wahr zu nehmen, realisierte er, das Andrea Sawatzki ihn im Arm hielt. Beiden saßen auf dem Fußboden der Buchhandlung. Der Raum war leer, alle Gäste waren gegangen.
Nebelschleier umkreisten seinen Verstand.
"Was ...? Wo bin ich? Was ist passiert?", stammelte Mark, völlig durcheinander.
"Ruhig ... nicht reden! Deine Nase blutet noch immer.", es war tatsächlich Andrea Sawatzki, die beruhigend auf ihn einredete und ihn ein Taschentuch auf seine Wunde drückte. „Wir sind noch immer in der Buchhandlung, aber ich habe die anderen weg geschickt, der Abend ist ruiniert. Mein Management muss die Eintrittsgelder zurückgeben. Ich hoffe nur, dieser Eklat steht morgen nicht in jeder Berliner Zeitung.".
Sie seufzte.
"Helfen sie mir auf!". Mark versuchte aufzustehen.
"Es tut mir so leid, was dir passiert ist.", versicherte Andrea. Allerdings nicht, ohne wieder in ihren spöttischen Ton zu verfallen: „Es ist lange her, dass sich ein Mann für mich geprügelt und mich verteidigt hat."
Mark war vollkommen irritiert.
Wieso duzte sie ihn plötzlich?
Was sollte er aus dieser Situation machen?
Wie sollte er zu Hause Kerstin begegnen?
Was würde seine Frau sagen, wenn ...