Levelworld
Datum: 18.07.2018,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: bynachtaktiv
... Hannah, wie Mira ein wenig vom puderigen Sand in die Hand nahm, und sich damit abrieb. Das ist wohl die Urform jedes Peelings, amüsierte sich Hannah und tat es Mira gleich.
"Ich würde gerne ein Stück den Strand hinauflaufen", sagte Hannah, als sie am Strand standen und sich von der Sonne trocknen ließen. "Vielleicht bis zu den Klippen?"
"Natürlich."
"Müssen wir uns nicht erst bei den Anderen abmelden?", gab Hannah zu bedenken.
"Das ist nicht nötig. Sie wissen es."
"Du konntest doch gar nicht mit ihnen darüber sprechen", wunderte sich Hannah. "Ich selbst habe es dir doch gerade eben erst gesagt."
"Ich brauche es ihnen nicht zu sagen. Sie wissen es auch so."
Hannah schüttelte den Kopf, denn sie verstand mal wieder nichts von alledem. Langsam setzte sie sich in Bewegung und versuchte zu schätzen, wie lange sie bis zu den Klippen unterwegs sein würden.
In den nächsten Stunden versuchte Hannah so viele Informationen aus Mira herauszukitzeln wie irgend möglich. Und langsam formte sich vor Hannas Augen ein Bild. Immer noch mehr als löchrig, aber eine grobe Vorstellung von dem was hier passierte ließ sich daraus ableiten.
Soviel stand schon einmal fest: Auf dem Planeten, auf dem sie sich befand, wurde es nie dunkel, weil die Sonne wie eine Deckenlampe immer an der gleichen Stelle stand. Es regnete in exakten Abständen immer gleich lange, und die Temperatur änderte sich nie, sah man von einer gelegentlichen leichten Brise ab, die vorwiegend vom Meer ...
... herüberwehte. Die Gruppe, in der Mira lebte, bestand aus annähernd hundert Frauen. Alle waren etwa in Miras Alter, wobei Mira ihr Alter aber nicht kannte. Ganz selten gebar eine der Frauen ein Kind. Ein Mädchen natürlich! Wie es dazu kam, konnte Mira ebenfalls nicht sagen. Der Begriff 'Männer' war ihr unbekannt. Die Gruppe lebte in den Tag hinein. Wer Hunger hatte, ging in den Wald und pflückte ein paar Früchte. Man vertrieb sich die Zeit mit Unterhaltungen, Spielen, gemeinsamen Ausflügen oder Flechterein. Es gab keine Hierarchie in der Gruppe, und zu Hannahs Überraschung erklärte Mira, daß es auch keine festen Partnerschaften gab. Auf Hannahs Frage, ob es denn noch andere Gruppen wie die ihre geben würde, zuckte Mira nur mit den Schultern. Mit Begriffen wie: Alter, Krankheit und Tod konnte Mira nichts anfangen.
Immer wieder schaute Hannah verstohlen zur Seite. Mira war eine ganz besonders schöne Frau. Ihr Körper war perfekt, ihre Gesichtszüge anmutig, und ihre Haare glänzten im Sonnenlicht wie gelackt. Wenn Mira lachte, und sie lachte viel, blitzten ihre perlweißen Zähne im Licht. Hannah fuhr mit der Zungenspitze über ihre eigenen Zähne. Längst hatte sie ihre Prothesen vergessen, denn sämtliche Zähne waren nachgewachsen. Hannah befand sich auf dem Zenit ihrer Leistungsfähigkeit, und über das Warum und Wieso machte sie sich immer seltener Gedanken. Da sie sich aber noch sehr gut an die Schmerzen der letzten Jahre erinnern konnte, dankte sie dem Umstand, der dafür zuständig war. ...