1. Die Liste


    Datum: 22.09.2021, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... gehe dann in die Küche, um frischen Kaffee zu kochen.
    
    Als ich damit zurückkomme, steht Toni am Rand der Terrasse und blickt verträumt in den Garten hinaus. Sie wirkt sehr nachdenklich und scheint mich gar nicht zu bemerken. Sie kommt mir vor wie eine Fee, die über ihr Reich blickt und es begutachtet. Toni wirkt in diesem Moment noch zarter, noch fragiler als sonst. Der Stimmung, die sich über diesen Moment ausgebreitet hat, scheint etwas sehr Magisches innezuwohnen.
    
    Ich stelle den Kaffee auf den Tisch und nähere mich ihr von hinten. Ich lege die Arme um sie und ziehe sie an mich. Wie erhofft, weist sie diese Intimität nicht zurück, sie schmiegt sich vielmehr ganz eng an mich, als würde sie in meinen Armen Schutz suchen.
    
    "Bei Tag ist er noch viel, viel schöner. Ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem Leben so einen schönen Garten sehen darf", meint sie.
    
    Ich verstehe nicht, wie sie das meint. Na gut, der Garten ist wirklich schön. Aber so außergewöhnlich ist er dann doch nicht, dass sie ihn bestaunt, wie eines der sieben Weltwunder.
    
    "Du bist noch jung. Du wirst noch viele schöne Gärten sehen.", antworte ich.
    
    Toni schweigt eine Weile, dann dreht sie den Kopf zurück und schaut mir in die Augen. Scheiße, ihr rinnt eine dicke Träne die Wange. Die Stimmung ist irgendwo bedrückend.
    
    "Ich hoffe es, ich hoffe es wirklich", ist ihre Antwort.
    
    Ich kann diese Stimmung nicht deuten, aber es fröstelt mich. In der Luft liegen eine Sehnsucht und eine Melancholie, ...
    ... die unbeschreiblich ist. Die aber so ganz und gar nicht zu diesem eigentlich verträumten Moment zu passen scheinen. Wie konnte die Stimmung nur so kippen?
    
    Als sich Toni von mir löst, umdreht und die Träne von der Wange wischt, verschwindet die Schwere wieder und mit einem spröden Lächeln auf ihren Lippen, kehrt auch die Leichtigkeit des Morgens zurück. Ich kann es nicht glauben, die Stimmung hat sich innerhalb weniger Sekunden schlagartig verändert. Aber nicht ganz. Die Traurigkeit ist zwar wie weggeblasen und doch bleibt sie wie ein Schatten zurück, wie eine mahnende Erinnerung. Ich begreife es nicht wirklich. Ich habe so etwas noch nie in dieser Form wahrgenommen.
    
    Toni wendet sich dem Frühstück zu und scheint Heißhunger zu haben. Außer zwei Brötchen mit Butter und Marmelade verschlingt sie ein Joghurt und trinkt zwei Tassen Kaffee. Als ob die Zeit stehen bleiben würde, verbringen wir den halben Vormittag beim Frühstück. Ich bin sonst eher kein Frühstücksmensch. Mir reicht sonst ein Tasse Kaffee. Doch heute genieße ich es. Der schöne Morgen, der wunderbare Ausblick in den Garten und vor allem Tonis Gesellschaft ändern offenbar alles. Ich frühstücke, wie noch nie in meinem Leben.
    
    Anschließend machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Ich will ein passendes Kleid für Toni kaufen. Wir betreten dazu einen recht noblen Laden, den mir Renate empfohlen hat. Ich kenne mich mit Frauenkleidung ja nicht aus.
    
    Und effektiv, wir finden ein atemberaubend schönes, wenn auch sexy ...
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