1. Die Liste


    Datum: 22.09.2021, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... Erde und sie weint. Sie weint ganz still in sich hinein. Es muss ein tiefer Schmerz sein, der in diesem Augenblick aufbricht und nach Außen drängt. Meine Frage bringt sie noch mehr zum Weinen und ich kann nichts anderes tun, als sie liebevoll in den Arm zu nehmen. Sie schmiegt sich an mich und nun brechen die Dämme endgültig. Sie weint herzerweichend und ich weiß immer noch nicht warum.
    
    Habe ich etwas falsch gemacht? Aber was? Hat sie nicht gerade gesagt, ich sei wunderbar? Ich fühle mich so hilflos, so schlecht, weil ich nicht weiß, warum sie weint und absolut nichts dagegen unternehmen kann. Ich kann sie nur festhalten und ihr zeigen, dass ich für sie da bin.
    
    "Ich bin so froh, dass ich dich noch habe treffen dürfen und diese Zeit mit dir verbringen konnte", bringt sie unter dem immer noch heftigen Weinen und Schluchzen gerade so hervor.
    
    "Wie meinst du das, du hättest mich noch treffen dürfen?", bin ich ganz überrascht.
    
    "Ich bin krank, verdammte Scheiße, ich werde schon bald sterben", sagt sie ganz leise, dass ich es kaum hören kann, bevor ihre Stimme dann vollends bricht.
    
    Was? Das kann ich nicht glauben! Da habe ich mich sicher verhört. Das will ich einfach nicht glauben! Das will ich vor allem nicht akzeptieren!
    
    "Das darf nicht sein", entkommt mir.
    
    Toni heult nur noch. Die Sonne senkt sich immer mehr und verschwindet langsam hinterm Horizont.
    
    "Es ist aber so. Auch meine Sonne geht langsam unter. Leider!", sagt sie mit einer immensen Traurigkeit in ...
    ... der Stimme.
    
    Es zerreißt mir fast das Herz. Sie weint, aber sie hat ganz klare Gedanken und ist fast poetisch. Ich nehme sie fest in den Arm, halte sie fest und drücke sie liebevoll an mich. Warum nur? Verdammt, das ist einfach nicht fair! Ich könnte schreien! Meiner Enttäuschung, meiner Wut über das Schicksal, meiner Trauer einfach Luft machen. Was soll das? Es hat alles so schön begonnen. Und das soll schon bald zu Ende sein. Und dazu noch auf so tragische Weise? Das darf nicht sein! Das darf doch nicht wirklich so sein!
    
    Wir stehen lange Zeit eng umschlungen am Bug des Bootes. Die Sonne ist inzwischen schon lange im Meer versunken. Die Nacht umfängt uns mit ihrer Dunkelheit und die Stimmung ist gedrückt.
    
    Ich blicke hinaus auf das immer dunkler werdende Meer und hadere mit meinem Schicksal. Ich habe die perfekte Frau, die ganz große Liebe gefunden und das soll sich schon bald wieder in Luft auflösen. Dabei wollen wir das beide nicht.
    
    "Antonia, rede mit mir. Was ist los!", fordere ich sie schließlich auf, weil ich die Ungewissheit nicht mehr länger ertragen kann.
    
    "So hat mich meine Mutter immer gerufen, wenn ich etwas ausgefressen habe", lächelt sie ganz schüchtern unter den Tränen hervor, weil es sie offenbar erheitert, dass ich sie Antonia genannt habe.
    
    Dann löst sie sich aus meinen Armen und setzt sich im Schneidersitz auf das Boot. Dabei gibt sie auch mir Zeichen, es ihr gleich zu tun. Als wir uns gegenübersitzen und mit ausgestreckten Armen unsere Hände ...
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