Die Liste
Datum: 22.09.2021,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
... halten, beginnt sie zu erzählen.
"Vor etwas mehr als einem halben Jahr haben die Ärzte bei mir Leukämie festgestellt. Zu allem Überfluss auch noch eine besonders aggressive Form. Schon bald wurde klar, dass ich sterben werde. Nur eine Knochenmarksspende könnte mich noch retten. Aber weder meine Eltern, noch sonst ein Verwandter ist kompatibel. Und auch in der nationalen Datenbank konnte kein passender Spender gefunden werden. Ich bin zum Tode verurteilt", erklärt sie mit einer immensen Traurigkeit in der Stimme. "Zuletzt hat mir diese Diagnose nur mehr wenig ausgemacht. Ich hatte mit meinem Leben bereits so gut wie abgeschlossen. Schließlich haben sich alle, die mir etwas bedeutet haben, von mir abgewandt.".
"Dein Freund? Er hat dich verlassen, als er von deiner Krankheit erfahren hat?", frage ich schockiert.
"Ja, er hat schon nach einer Woche gemeint, er würde das nicht verkraften, mich stückchenweise zu verlieren."
Ich bin schockiert! Wie kann ein Mann seine Liebe genau in der schwierigsten Situation ihres Lebens alleine lassen? Eine so wunderbare Frau noch dazu. Ich bin nun etwa fünf Wochen mit ihr zusammen und sie hat nicht einmal mit ihrem Schicksal gehadert. Sie hat sich nichts anmerken lassen. Ich habe fast ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht mehr für sie getan habe.
"Sag aber nicht, dass dir deine Eltern wegen der Krankheit die Unterstützung beim Studium entzogen haben?", frage ich voller Unverständnis, als mir auch das bewusst wird.
"Ja, wie ...
... ich dir damals gesagt habe, sie sind der Meinung, das wäre nur noch zum Fenster hinausgeworfenes Geld."
"Ach du Scheiße. Das tut mir aber leid."
"Ja, alle haben sich von mir abgewandt, die mir in meinem damaligen Leben etwas bedeutet haben. Warum also sollte ich noch weiterleben wollen? Wofür denn? Ich war nur noch von den Menschen und dem Leben zutiefst enttäuscht", sagt sie sehr nachdenklich.
Es ist eine unglaublich bedrückende Stimmung. Ich spreche zum ersten Mal mit einem Menschen über seinen eigenen Tod. Und dann auch noch mit einem so wundervollen, jungen Mädchen, das eigentlich vor Leben sprühen müsste. Eine junge Frau, die noch ihr ganzes Leben vor sich haben müsste. Mein Gott, das ist einfach nur ungerecht! Ich muss Toni in den Arm nehmen und sie fest an mich drücken. Jedes Wort ist in diesem Moment überflüssig.
"Und dann bist du gekommen und hast alles durcheinander gebracht", fährt sie fort.
"Wie meinst du das?", bin ich etwas überrascht.
"Du warst vom ersten Moment an so gut zu mir. Du hast dich für mich interessiert, mich unterstützt, an mich geglaubt und hast mir unglaublich schöne Tage und Erlebnisse geschenkt. Ich konnte meine Löffelliste zu einem ganz großen Teil abhaken. Du hast das alles nur für mich getan."
"Löffelliste?", bin ich irritiert.
Toni lächelt mich schüchtern an. Sie belächelt mich, weil ich nicht verstehe, was sie damit meint.
"Als ich so von allen verlassen war, als ich wirklich nicht mehr Ein noch Aus wusste, da habe ...