Die Liste
Datum: 22.09.2021,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
... ich aber zum Boot komme, höre ich bereits das typische Schnattern. Die Tiere sind tatsächlich vom Meer herein in die Bucht geschwommen. Toni schaut kurz hinauf zum Restaurant, wo alle Gäste und die Kellner am Geländer stehen und sie anstarren. Sie zögert kurz. Dann aber zieht sie sich im Schutz des Aufbaus nackt aus und springt auf der dem Land abgewandten Seite ins Meer. Sofort ist sie von den Delfinen umringt. Sie greift die Flosse von einem der Tiere und wird von diesem auch schon aus der Bucht hinausgezogen. Dabei geht ein ungläubiges Raunen durch die Menge der Zuschauer.
Ich folge Toni und den Delfinen mit dem Boot und kann sie auch wenig später einholen. Die Tiere bleiben bewusst in meiner Nähe. Sie tollen die längste Zeit neben mir her und nach einer halben Ewigkeit bringen sie Toni auf einen Zuruf von ihr hin zur Badeplattform des Bootes.
"Das ist unglaublich. Die Delfine kommen zu mir und erkennen meine Stimme", sagt sie ungläubig. "Sie sind meine Freunde."
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Die viel zu wenigen Tage, die uns zur Verfügung stehen, laufen in etwa immer gleich ab. Einmal steuern wir eine andere Bucht an, um etwas Abwechslung beim Essen zu haben, aber Toni möchte dann doch wieder zum ersten Restaurant zurückkehren. Dort kennt man Toni inzwischen als die Delfinflüsterin. Alle sind überrascht, wie vertraut die Tiere mit Toni sind. Der Wirt versichert mir, dass so etwas hier noch nie beobachtet worden sei.
Nur der Vater des Wirtes kann sich an etwas Ähnliches erinnern. ...
... Er erzählt uns, dass ihm seine Mutter, als er noch ein Kind war, die Legende von einem Mädchen erzählt hat, das eine ähnliche Vertrautheit mit den Tieren hatte. Auch mit ihr sollen die Delfine gespielt haben. Sie habe nur an den Strand gehen und sie rufen müssen, erzählt er. Allerdings sei das Mädchen wenige Monate später gestorben. Die Delfine wären danach noch lange immer wieder an den Strand gekommen und hätten nach ihr gesucht.
Als er die Legende erzählt, sehe ich, wie Toni eine dicke Träne über die Wange kullert.
"Wenn ich Tod bin, sag ihnen, dass ich nicht mehr kommen kann. Ich will nicht, dass die Tiere leiden", flüstert sie mir zu und mir schnürt es bei dem Gedanken die Luft ab.
Auch wenn die Tage praktisch alle gleich ablaufen, es sind für mich unwiederbringliche Momente. Die Zeit ist geprägt von sehr, sehr viel Liebe und Zuneigung. Toni und die Delfine sind unzertrennlich und auch wir genießen die Vertrautheit und die Liebe.
Vorsichtig versuche ich in unserer Bucht, mich den Tieren ebenfalls zu nähern. Auch wenn die Tiere zu Beginn recht zurückhaltend sind, mit Tonis Hilfe gelingt es auch mir, mich den Delfinen zu nähern. Allerdings ist es ein ganz anderes Verhältnis. Während sie mit Toni spielen und herumtollen, werde ich nur in der Nähe geduldet. Als ob sie akzeptieren würden, dass ich zu Toni gehöre. Sie aber ist inzwischen fast so was, wie eine von ihnen.
Als wir schlussendlich doch in Richtung Zadar aufbrechen müssen, wo wir das Boot zurückgeben, ...