Meine Amazone
Datum: 27.09.2021,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
... Welten", mutmaße ich.
"Du sagst es."
"Warum aber zeigst du mir diesen Ort, wenn er für dich so besonders ist, wenn es dein Rückzugsort ist."
"Weil du vermutlich der einzige bist, der mich verstehen kann", antwortet sie, als sei es das Normalste der Welt.
"Weil auch ich beide Welten kenne, in denen du gelebt hast und immer noch lebst."
"Genau, du bist vermutlich der Einzige, der weiß, wie es mir geht, wie ich mich fühle und mit welchen Zweifeln ich zu kämpfen habe."
"Warum bist du dir so sicher, dass ich deine Welt nicht ablehne?"
"Das sehe ich."
Ich bin überrascht, wie klar und logisch ihre Gedanken sind. Ich hatte erwartet, dass die Amazonen sogenannte Wilde sind. Für einige im Dorf mag das durchaus zutreffen. Lia jedoch ist ganz bestimmt eine sehr intelligente Frau, die auf der Suche ist. Auf der Suche nach dem wahren Leben.
"Woran?"
"Du behandelt mich nicht von oben herab", erklärt sie. "Die Lehrer in meinem anderen Leben haben mich behandelt, als sei ich dumm und auf der Stufe eines wilden Tieres. Du hingegen erklärst mir die Dinge, die ich nicht weiß. Du gibst mir damit die Chance es zu verstehen und vor allem, du traust mir zu, dass ich es verstehen kann."
"Du bist eine sehr kluge Frau, davon bin ich überzeugt."
"Ich bin schließlich eine Frau", grinst sie.
"Du meinst, du bist klug, weil du kein Mann bist", lasse ich mich auf ihren Scherz ein.
"Weißt du, ich habe schon immer daran gezweifelt, dass es große Unterschiede zwischen ...
... Männern und Frauen gibt. Natürlich ist das Geschlecht anders, die Männer sind kräftiger und noch einiges andere mehr. Aber sonst ..."
"Du hast in der Welt, in die du entführt worden bist, das Gegenteil erlebt. Deine Stammesgenossinnen hatten diese Möglichkeit nicht. Für sie ist es normal, dass Männer in Käfigen gehalten werden."
"Du hast Recht. Dort wurden die Frauen unterdrückt und für dumm gehalten", erzählt sie. "Als Kind habe ich nicht alles mitbekommen, aber ich denke, Frauen werden in dieser Welt unterdrückt, wie bei uns die Männer. Wie ist das bei Euch?"
"Nun ja, man versucht zwar den Gedanken zu leben, dass Männer und Frauen die gleichen Rechte haben. Doch, wenn ich ehrlich bin, hinken auch wir dem Idealzustand noch etwas hinterher. Vor allem in kriminellen Kreisen und den unteren Bevölkerungsschichten werden Frauen auch heute noch unterdrückt, zur Prostitution gezwungen und ausgebeutet."
Lia wird nachdenklich. Wir haben uns ins Gras gesetzt und nun kuschelt sie sich an mich. Es ist ein Zeichen der Zuneigung und der Vertrautheit zwischen uns. Wir sitzen einige Zeit nebeneinander da und sagen nichts. Lia wirkt sehr nachdenklich.
"Was soll ich tun?", meint sie plötzlich.
"Wie meinst du das?"
"Ich soll in zwei Tagen zur Stammesführerin ernannt werden. Damit werde ich die Position meiner Mutter einnehmen."
"Hast du Zweifel?"
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich meinem Stamm wirklich dienen kann, wie er es verdient hat."
"Warum solltest du das ...