1. Die Schaufensterpuppe Kap. 03


    Datum: 07.10.2021, Kategorien: Fetisch Autor: byHeMaDo

    Ich wollte aufstehen, um mir noch einen Kaffee zu machen, doch das war mir durch den Schlauch, der mich am Stuhl hielt, so nicht möglich. Ich war, ganz anders als sonst, auf diesem Stuhl gefesselt. Zwar konnte ich mich noch bewegen und sogar aufstehen, weggehen konnte ich so aber nicht, ohne den Stuhl mit zu nehmen. Also setzte ich mich wieder und dachte nach.
    
    Ich war mehr als nur erleichtert, daß dieser Mann Gertruds Bruder war und nicht ihr Freund und ich war froh und erleichtert darüber, erfahren zu haben, daß Gertrud das selbe für mich empfand wie ich für sie. Ein seltsames Gefühl machte sich in mir breit und ich fing an, vor Freude zu weinen. Doch da war noch etwas. Ich schämte mich dafür, daß Gertrud wegen mir so traurig war. Es tat mir leid, mich ihr gegenüber in letzter Zeit so abweisend verhalten zu haben und wünschte, dies nicht getan zu haben. Woher sollte ich denn auch wissen, daß dieser Mann ihr Bruder war?
    
    In diesem Moment gingen mir tausend Gedanken durch den Kopf.
    
    Wollte sie mich überhaupt noch, nachdem ich daran Schuld war, daß sie so traurig war? Wie würde es weiter gehen und was würde sie sagen? Und was sollte ich ihr sagen? Wie sollte ich mich bei ihr entschuldigen, ohne sprechen zu können? Wie würde es denn aussehen, wenn ich einfach eine Entschuldigung auf diesen Block schreiben würde?
    
    Doch, ich konnte es ihr schreiben, ich konnte es ihr als Brief schreiben.
    
    Ohne lange nachdenken zu müssen, nahm ich den Block, riss die vollgeschriebene ...
    ... Seite ab und schrieb: »Liebe Gertrud ...«
    
    Nein, das konnte ich so nicht schreiben. Ich riss diese Seite ab und fing noch einmal an: »Liebste Gertrud ...« Nein, das klang zu platt, so konnte ich diesen Brief auch nicht anfangen.
    
    Ich musste noch mehrere Seiten abreißen und wieder neu anfangen, doch irgendwann hatte ich einen Brief geschrieben, den ich ihr würde zeigen können:
    
    »Gertrud,
    
    es tut mir leid, daß ich in letzter Zeit so abweisend zu dir war. Aber als ich dich mit diesem Mann vor dem Schaufenster gesehen hatte, hatte ich gedacht, er wäre dein Freund. Heike hat mir eben erzählt, daß er dein Bruder ist und nun schäme ich mich dafür, mich so verhalten zu haben. Bitte bitte bitte verzeih mir, daß ich mich so verhalten habe und dich so zurückgewiesen habe.
    
    Wenn du das noch möchtest, tue ich alles, was du willst und ich würde mich freuen, wenn es wieder so wird, wie vorher. Ich weiß, daß es ziemlich komisch ist, dir das so zu sagen, aber anders kann ich es nicht. Ich habe mich in dich verliebt und ich möchte dir nie wieder so weh tun.
    
    Veronika (463)«
    
    Es hatte mich sehr viel Kraft gekostet, mich so lange zu konzentrieren, um diesen Brief zu schreiben und trotzdem war er noch voller Fehler, durchgestrichener Wörter und Buchstaben. Außerdem sah er aus, als hätte ein kleines Kind ihn geschrieben. Doch ihn noch einmal zu schreiben, dazu hatte ich keine Kraft mehr. Und ich wusste auch nicht, wie viel Zeit mittlerweile vergangen war und wann Gertrud hier sein ...
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