1. Jung, Devot Sucht ... (01)


    Datum: 16.11.2021, Kategorien: Schwule Autor: byAigis

    ... den Knien des Alten lag, wie er mir die Arschbacken auseinanderzog, wie er mit der Hand durch meine Furche glitt und mal sanft, mal fest auf meinen Po patschte, bis er feuerrot war. Saublöde Phantasie! Kranke Phantasie! Beschämende Phantasie! Ich hasste mich für meine Gedanken, es war zum Kotzen aber ich konnte diese Phantasie nicht aus meinem Kopf verbannen, so gern ich das wollte.
    
    Hinzu kam, dass es im wahrsten Sinne des Wortes eine verbotene Phantasie war. Denn damals, 1977, gab es noch den § 175 des Strafgesetzbuches, der Sex zwischen Männern als Verbrechen gegen die Sittlichkeit brandmarkte. Er war zu dieser Zeit zwar nicht mehr so scharf formuliert, wie direkt in den Nachkriegsjahren. Dennoch konnte Sex unter Männern mit Gefängnis bestraft werden. Der Begriff „Schwul" kursierte nach meiner Erinnerung noch nicht im allgemeinen Sprachgebrauch. Man sprach von „warmen Brüdern" oder „175ern", in Anlehnung an § 175, wenn man über Männer mit dieser „abartigen" Neigung sprach. Natürlich wusste ich, dass es heimlich Sex unter Männern gab. Und heimlich, dachte ich mir, könnte ich es ja auch mal wagen. Nur ein einziges Mal. Wie, um alles in der Welt, sollte ich den richtigen Mann dazu finden. Ich suchte Orte auf, von denen gemunkelt wurde, dass sich dort 175er treffen. Aber das war nichts. So oft ich mich da auch rumtrieb, sah ich niemanden, der die Signale eines warmen Bruders aussendete. Vielleicht war ich auch zu unsensibel und wusste etwaige Signale nicht zu ...
    ... deuten.
    
    Irgendwann hatte ich die Nase gestrichen voll. Meine Phantasien fraßen mich förmlich auf. Ich wollte, ich musste jetzt aus meiner Deckung heraus und in die Offensive gehen. Also veröffentlichte ich eine Chiffre-Anzeige in der Tageszeitung. Mir war klar, dass ich nicht schreiben konnte: „Junger Mann sucht alten Mann für Sex". Das wäre nie veröffentlicht worden und wenn doch, wäre statt eines geilen Mannes die Sittenpolizei vor meiner Tür gestanden. Also war ein Text von Nöten, der nur zwischen den Zeilen mein Verlangen zum Ausdruck brachte und der nur von jemandem in der richtigen Richtung dekodiert werden konnte, der ebenfalls dieses Verlangen verspürte:
    
    „Junger Mann, 22, fleißig, gelehrsam sucht pensionierten und passionierten Französisch- und/oder Griechisch-Lehrer für intensiven Einzelunterricht. Keine Vorkenntnisse. Große Bereitschaft, Lektionen zu lernen. Hausaufgaben werden gewissenhaft erledigt. Chiffre: XXXXXX."
    
    Das war mein Text, der unter der Rubrik „Sonstiges" in der Wochenendausgabe der Zeitung erschien. Nach etwa einer Woche kamen dann die ersten Zuschriften. Es meldete sich ein Französischlehrer im Ruhestand, der mir Mut machte, innerhalb von ein paar Monaten zum „Passé simple" und zum „Subjonctif" der französischen Sprache vorzudringen. Gut, der war es nicht. Ein anderer klärte mich darüber auf, dass die Fächerkombination Französisch-Griechisch nicht üblich sei, er mir aber Altgriechisch-Latein anbieten könnte. Der war es auch nicht. Ich sagte beiden Lehrern ...
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