1. Zufällige Begegnung


    Datum: 09.12.2021, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... können Sie nicht tun! Nach allem, was ich auf mich genommen habe. Das ist nicht fair."
    
    Ich komme näher und sehe in einem Hauseingang, wie Pia zwei Kinder im Alter von etwa zehn Jahren fest an sich drückt. Ihr gegenüber steht eine etwa fünfzig Jahre alte etwas mollige Frau. Auch Polizei und andere Männer stehen herum, die ausschauen, wie Möbelpacker.
    
    "Ich muss die beiden in die Obhut des Jugendamtes nehmen. Es geht gar nicht anders", antwortet die mollige Frau. "Sie müssen die Wohnung aufgrund einer Zwangsräumung verlassen und wissen selbst nicht wohin. Ich kann unmöglich zulassen, dass die Kinder unter der Brücke landen."
    
    Ich habe inzwischen den Hauseingang erreicht. Sowohl Pia als auch die beiden Kinder weinen laut. Vor allem das kleine Mädchen klammert sich verzweifelt an Pias Bein und vergräbt ihr Gesicht im Stoff der Hose.
    
    "Ich will nicht weg!", heult die Kleine. "Ich will bei dir bleiben!"
    
    Alle reden auf Pia ein. Das Mädchen ist völlig überfordert. Sie ist allein und in der Defensive. Ich fasse mir ein Herz und greife erneut ein.
    
    "Was geht hier vor?", frage ich entschlossen.
    
    Alle halten überrascht inne und drehen sich zu mir um. Pia schaut mich ungläubig an, doch dann sehe ich die Erleichterung in ihren Augen.
    
    "Wer sind denn Sie?", will die Frau wissen. "Wir brauchen hier kein Publikum! Das ist eine Amtshandlung. Bitte gehen Sie weiter."
    
    "Ich bin der Anwalt dieser jungen Frau", antworte ich.
    
    Dabei reiche ich der Frau vom Jugendamt meine ...
    ... Karte. Sie schaut mich misstrauisch an.
    
    "Stimmt das?", will die Frau von Pia wissen.
    
    "Ja, sprechen Sie mit ihm. Ich kann nicht mehr", antwortet diese.
    
    Pia nimmt die Kleine auf den Arm und kommt zu mir her. Sie umarmt mich.
    
    "Danke!", haucht sie mir ins Ohr.
    
    "Kein Geld für die Miete, aber einen Anwalt kann sie sich leisten. Wie funktioniert das denn?", wundert sich die Frau vom Jugendamt.
    
    "Das dürfte zwar nicht Ihr Problem sein. Aber zu ihrer Beruhigung, ich nehme in diesem Fall kein Honorar", versichere ich.
    
    "Gut, Herr Anwalt. Ich muss die Kinder trotzdem in meine Obhut nehmen", meint die Frau.
    
    "Das bezweifle ich. Sie haben keinen Grund dazu."
    
    "Keinen Grund dazu? Sie haben ja eine Ahnung! Die Frau ist obdachlos. Und außerdem, schauen Sie sich doch das Mädchen an, sie ist mit der Situation völlig überfordert. Ich hatte wirklich gehofft, dass sie es schafft, sich trotz des Studiums und der schwierigen Situation, um ihre Geschwister zu kümmern. Uns ist es schließlich auch lieber, wenn sich Angehörige um die Kinder kümmern. Doch wie Sie selbst sehen können, schafft sie es leider nicht. Es tut mir aufrichtig leid", erklärt sie mir.
    
    "Dann wird man ihr helfen müssen", werfe ich ein.
    
    "Wir helfen ihr doch schon, so gut es geht", protestiert die Dame.
    
    "Offenbar helfen sie noch nicht genug", kontere ich. "Doch wenn Sie ihr nicht helfen können, dann tue ich es."
    
    "Der Mietvertrag ist gekündigt. Der Vermieter lässt nicht mehr mit sich reden und will sie ...
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