Der Seelentrinker Teil 2 von 7
Datum: 13.02.2022,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byNimmermehr
... sah etwas ungewöhnlich aus... eher etwas rundbauchig und fast schon schwarz mit langem Hals.
Ihr blick fiel auf die Wand über der Gitarre. Dort hing gerahmt eine Kollage mit Bildern. Er stand auf einer Bühne, mittelalterlich gekleidet und machte Musik. Das war wohl auf einem größeren Festival in einer Burg. Die Gruppe sah cool aus. Aber auch diese Frau war wieder auf drei Bildern. Sie sang wohl in dieser Gruppe.
Ein alter, ziemlich abgegriffener Zettel steckte mehrfach gefaltet in der unteren rechten Ecke des Rahmens.
Ein Brief?
Sie konnte nicht umhin, ihn vorsichtig herauszunehmen und zu öffnen.
Sie setzte sich auf das Sofa und las...
Meine liebste Nadine
Bitte geh nicht fort
Was ich auch getan
Was ich auch gesagt
Glaube nicht ein Wort
Denk nicht mehr daran.
Oft sagt man im Streit Worte, die man dann später tief bereut.
Dabei wollt mein Herz ganz Dein eigen sein
Denn ich liebe Dich, lieb nur Dich allein
Bitte, geh nicht fort!
Bleibe nah bei mir gebe mir Deine Hand
Ich erzähle Dir von dem fernen Land
Wo man kein Zorn, keine Tränen kennt
keine Macht der Welt Liebende mehr trennt
Wo auf weiter Flur blüht kein Herzeleid
Wo ein Treueschwur hält für Ewigkeit
Bitte, geh nicht fort!
Lass mich nicht allein
Wenn Du mich verlässt stürzt der Himmel ein
Lass uns so wie einst stumm am Fenster stehen
traumverloren sehen, wie die Nebel drehen
Bis am Himmelszelt voll der Mond erscheint
Unsere beiden Schatten ...
... liebevoll vereint
Bitte, geh nicht fort!
Glaube mir, ich werde Deine Sehnsucht stillen
Werde Dir jeden Wunsch dieser Welt erfüllen
Werde alles tun, was ich hab versäumt
Um der Mann zu sein, den Du Dir erträumt
Du musst mir verzeihen ich beschwöre Dich
Lass mich nicht allein, denn ich Krüppel liebe Dich
Bitte, geh nicht fort!
Und so tauchte sie mehr und mehr in das tragische Schicksal dieses Mannes ein.
Tränen standen ihr in den Augen.
Das hätten auch ihre Zeilen sein können. Dieses Lied drückte genau das aus, was sie während ihrer Scheidung fühlte.
Doch nicht sie war schuld!
Manfred hatte sie betrogen und nicht nur einmal.
Sie hatte für ihn alles aufgegeben und war nach Deutschland gezogen. In ein fremdes Land.
Sie hatte diese fremde Sprache gelernt - nur um bei Aldi zu arbeiten???
Sie hatte zwei Studienabschlüsse und einen Doktortitel -- auch wenn das hier nicht anerkannt wurde.
Sie konnte förmlich den Schmerz und die Zerrissenheit fühlen, die Marius beim Schreiben dieses Liedes gespürt haben musste.
Doch suchte er die Schuld für das Scheitern offensichtlich noch bei sich selbst.
Deswegen konnte sie auch verstehen, warum er so verbittert war und sich aus der Sicherheit seiner vier Wände so selten hinausbegab.
Nur war das richtig?
Richtig, was sie hier tat?
Blumen gießen!
Katze!
Wäsche und was Marius sonst noch so brauchte...
Das war es, wofür sie den Schlüssel bekommen hatte.
Und sie wäre bestimmt ...