1. Blinde Wut (1)


    Datum: 12.04.2022, Kategorien: Romantisch Autor: Plautzi

    ... Frau, die hart von der Gesellschaft im Stich gelassen wurde. Wie mag dein Leben vor dem Unfall ausgesehen haben, wo kommst du her? Wirst du heute am Brunnen sitzen, so wie du es versprochen hast?
    
    Der Tag zieht sich wie zähes Kaugummi in die Länge. Auf die Mittagspause habe ich verzichtet, damit ich auf jeden Fall pünktlich hier rauskomme. Weg von den Kollegen, hin zu dir, die meine Hilfe braucht aber sich noch nicht darauf einlassen kann.
    
    Auf dem Weg zum Brunnen besorge ich noch ein paar Kleinigkeiten für dich. Etwas Hundefutter, Mineralwasser, und zwei Dosen Fertiggerichte. Ich muss versuchen, Frechdachs auf meine Seite zu bekommen, und das Vertrauen des Hundes für mich zu gewinnen. Mir ist klar geworden, dass der Zugang zu dir über den Hund um ein Vielfaches leichter sein wird. Deshalb stecke ich mir eine kleine Tüte mit Hundeleckerlies in die Tasche. Dann, der letzte Bogen um den gemauerten Brunnen, da sitzt du.
    
    Ein kurzer Blick verrät mir, dass du keine neuen Verletzungen hast und deine neue Kleidung trägst.
    
    Die Jeans ist sicher eineinhalb Nummern zu groß. Das verraten mir die Falten am Hosenbund, die von dem viel zu langen Gürtel aufgeschoben werden. Auch das T-Shirt ist zu groß. Aber wenigstens ist alles heile. Die Jacke trägst du offen. Die Ansätze der Ärmel beginnen gut 5 Zentimeter unter deinen Schultern.
    
    Die Übergröße der Kleidung scheint dich nicht zu stören. Wenigstens ist sie warm und trocken.
    
    "Hallo Josh, sie mal ich habe deine Sachen an. ...
    ... Wie sehe ich damit aus?"
    
    dein freudiges Lächeln steht dir gut zu Gesicht. So ganz anders, als der deprimierte, angstvolle Blick mit dem Ausdruck der Hoffnungslosigkeit, den du sonst zeigst.
    
    "Hi Nele, die Sachen sind dir etwas groß, stehen dir aber gut. Ich freue mich, dass du sie angezogen hast. Wie geht es dir heute?" antworte ich ehrlich
    
    "Eigentlich ganz gut. Die Brötchen und das Mineralwasser haben mir wieder etwas Kraft gegeben."
    
    "Ich habe dir wieder etwas mitgebracht. Es steht rechts von dir. Hundefutter, Mineralwasser und zwei Dosengerichte. Kannst du dir das warm machen? Zur Not schmecken die Ravioli auch kalt."
    
    "Es gibt einen kleinen Gaskocher. Aber wenn ich dort mit Ravioli auftauche, werde ich selbst nicht viel davon abbekommen. Was frisst der Frechdachs eigentlich die ganze Zeit?"
    
    Längst hat sie gehört, dass der kleine Mischling auf harten Brocken herumkaut.
    
    "Dann musst du die Ravioli unterwegs irgendwo essen. Ich möchte dir damit helfen, und nicht wer weiß wie vielen Anderen. Und Frechdachs, der kaut auf Markknochen herum, die ich ihm mitgebracht habe. Schlimm?"
    
    "Nein, nicht schlimm. Du willst ihn für dich gewinnen und so besser an mich herankommen. Das ist mir klar. Aber es zeigt mir auch, dass du ein Herz für gestrauchelte Seelen hast. Ohne Vorurteile. Das ist sehr schön. Gibt's nicht mehr oft, solche Menschen wie dich." Sanft streichelst du die ganze Zeit über das Fell deines Hundes.
    
    "Wenn du mir schon nicht verraten möchtest, wo du ...
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