1. Der Seelentrinker Teil 4 von 7


    Datum: 21.04.2022, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byNimmermehr

    ... dass Sabina und er sich von Mal zu Mal näher kamen. Und er hatte das Gefühl, dass mit etwas Glück, alles seinen Weg nehmen würde.
    
    „Das tut es, auch ganz ohne Wunsch."
    
    Er flüsterte es kaum hörbar vor sich hin und sein Gesicht verzog sich wieder zu einer Fratze -- eine zufrieden lächelnde Fratze.
    
    Sabina wandte sich nicht ab.
    
    Sie lächelte zurück.
    
    Hamid
    
    Er saß im Rollstuhl im Garten des Innenhofs der Klinik direkt unter einem Baum. Die Sonne schien und neben ihm war der Ständer mit einer Infusion und einem Perfusor.
    
    Er merkte die Medikamente. Sie machten ihn müde und langsam. Ein wenig nahm er alles um sich herum wahr - wie durch einen Nebelschleier.
    
    Aber ohne diese Medikamente setzten sie diese unglaublichen Schmerzen wieder ein.
    
    „Phantomschmerzen" hatten sie anfangs gesagt.
    
    „Vielleicht durch Drogenkonsum?"
    
    Als ob er seine eigenen Drogen nehmen würde.
    
    Er vertickte sie viel lieber.
    
    Er war doch nicht blöd wie so viele andere dieser Kleindealer.
    
    Er wollte mehr.
    
    Er wollte höher hinaus.
    
    Und das vertrug sich nun einmal nicht mit Drogenkonsum.
    
    Aber eben auch nicht mit diesen Schmerzen, die jetzt immer wieder überall in seinem Körper explodierten, wenn er sich auch nur ein kleines bisschen bewegte.
    
    Er wirkte schwach und war faktisch komplett hilflos dem allen ausgeliefert.
    
    Nun, auf Tiger und Caplan konnte er sich verlassen.
    
    Die beiden waren seine besten Kumpels und seine rechte und linke Hand.
    
    Wenn sie unter sich waren, ...
    ... sprachen sie normal. Nicht dieses Pseudo -- Gangstarapper - Gehabe. Das war für die anderen bestimmt. Man braucht ja ein Image.
    
    Und genau diese Anderen sollten ihn nicht so sehen. So würde er all den Respekt verlieren, den er sich in den letzten Jahren mühsam aufgebaut hatte.
    
    Ja!
    
    Nur auf Tiger und Caplan konnte er sich jetzt verlassen!
    
    Und im Gegenteil, sie durften sich jetzt nicht verstecken!
    
    Er, Hamid, musste Härte demonstrieren und eben dass er alles unter Kontrolle hatte.
    
    Auch für diejenigen sichtbar, die in der Hackordnung über ihm waren.
    
    Er musste Ömür davon überzeugen, dass er der kommende Mann war und dieser Distrikt zu klein für ihn und seine „Talente" ...
    
    Dafür würde er auch über Leichen gehen. Irgendwann musste er das wohl -- das wusste er und er war bereit dazu.
    
    Und nicht nur er.
    
    Die Welt war ein Dschungel. Um zu überleben und sich durchzusetzen, musste man zum Raubtier werden -- stärker als alle und Furcht war ein wirksames Instrument nicht selbst direkt angegriffen zu werden.
    
    Er beugte sich vor um mit seinen beiden Kumpels zu sprechen.
    
    Ein erneuter, übler Schmerz brandete durch seine Lendenwirbelsäule und zwang ihn wieder, sich zurückzulehnen.
    
    Der Schmerz musste sich auch in seinem Gesicht abzeichnen. Er trieb ihm die Schweißtropfen auf die Stirn und die Tränen in die Augen.
    
    Tiger sah ihn mitfühlend an.
    
    Caplan reichte ihm ein Taschentuch.
    
    Beide wussten, was er gerade durchmachte.
    
    Das alles hatten sie auch für einen ...
«1234...8»