Merlins Kinder 06.2 Hexenjagd
Datum: 26.04.2022,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byPhiroEpsilon
... ziemlich sicher, dass Patrizia — sobald wir die ganze Sache hinter uns hatten — über meine Grübeleien einfach nur lachen würde. "Cool", würde sie sagen, und: "Hast du es dir denn richtig besorgt?" Dann würde sie wahrscheinlich auf mich steigen und sagen: "Und jetzt erzähl mir das Ganze nochmal im Detail."
Ich grinste vor mich hin. Genau das würde sie tun.
*
Um halb zehn kamen wir an Roma Termini an. Derselbe Trubel, dieselben wütenden Gesichter, nur die Flüche waren auf Italienisch. Wir checkten im teuersten Hotel ein und ließen uns dann — trotz total verstopfter Straßen, Hupkonzerten und schreienden Autofahrern — von einer Limousine problemlos zum Vatikan bringen.
Ich war schon einmal mit ein paar Kommilitonen für einen Wochenendtrip in der "Ewigen Stadt" gewesen, also kannte ich die Gegend — oder dachte es zumindest, bis die hiesige Variante der Peterskirche vor uns auftauchte.
Sie war gefühlt zehnmal so groß wie ihr irdisches Pendant und komplett schwarz. Ein Monster, das drohend über dem Petersplatz aufragte, auf dem sich die Gläubigen nicht nur drängten, sondern in ihrem Drang, nach vorne zu kommen, übereinander kletterten und andere unter sich begruben.
"Das wären dann diejenigen", sagte Simba ernst, "die mitbekommen haben, dass sie in der Hölle gelandet sind."
"Die wollen zum Papst, um sich ihre Sünden vergeben zu lassen."
"Sieht so aus."
"Es gibt nur das Problem", meldete sich unser Fahrer, "dass sich kein einziger von den über dreihundert ...
... Päpsten auf dieser Ebene aufhält."
"Alle im Himmel?"
"Die Hälfte vielleicht. Der Rest steckt unten. Früher war Papst ein beliebter Posten, um sich gesund zu stoßen und politische Gegner aus dem Weg räumen zu lassen. Es gab ja manchmal drei Päpste parallel."
"Und wer wohnt dann hier?"
Der Fahrer drehte sich um und musterte mich mitleidig.
Autsch! Richtig! Das hier war der Palast des Satans, nicht die Peterskirche.
Das hielt aber die ganzen Gläubigen nicht davon ab, sich in Massen hineinzudrücken.
Ich schüttelte den Kopf. "Was glauben dann die ganzen Seelen, was sie hier kriegen können?"
Der Fahrer zuckte die Schultern, drehte sich wieder nach vorne und lenkte die Limousine zu einem Nebeneingang. "Von hier aus können Sie den Palast besuchen, ohne sich durch die Seelen drängeln zu müssen."
"Hast du eine Ahnung", fragte Simba den Fahrer, "ob der Boss zu Hause ist?"
"Niemand weiß das. Der frühere hat sich gelegentlich den Gläubigen gezeigt, aber die neue —"
Wenn Satan so ähnlich aussah wie das Trugbild, das wir von Mammon gesehen hatten, war ein Auftritt wohl ein interessantes Ereignis gewesen, über das sich die Dämonen vor Lachen ausschütten konnten.
Die Limousine hielt an, und wir stiegen aus. "Warte hier", befahl Simba dem Fahrer und drückte ihm ein paar Hunderterscheine in die Hand. "Lass den Motor laufen; es kann sein, dass wir es eilig haben."
Der Fahrer hob die Augenbrauen, steckte aber das Geld wortlos ein.
Während wir zum Eingang ...