1. Merlins Kinder 06.2 Hexenjagd


    Datum: 26.04.2022, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byPhiroEpsilon

    ... andererseits schienen sie auch die Luft zwischen der Gestalt und mir in Schwingungen zu versetzen wie der Klang einer Glocke.
    
    "Wer ich bin? Mein Name tut nichts zur Sache, aber ich bin diejenige, die du hierher verbannt hast!"
    
    Eine Frau? Nun ja, die Robe verdeckte alle Formen. Eine Frau, dieich in die Hölle verbannt hatte? Ich war mir keiner Schuld bewusst. Es sei denn ...
    
    "Was ich mit dir vorhabe? Du wirst leiden. Für eine unendlich lange Zeit. Deine Seele gehört mir und ich werde sie dir immer und immer wieder nehmen. Dass du unsterblich bist, gibt dem Ganzen noch einen besonderen Kick."
    
    Ich spürte, dass sie die Wahrheit sagte. Ich spürte auch, dass mich etwas mit ihr verband. Eine Art Brücke, über die etwas von mir in ihre Richtung gesogen wurde.
    
    "Du bist Mercy Good!", stellte ich fest. "Die Hexe, die meinen Vater haben wollte."
    
    "JA!!!" Die Luft um mich herum vibrierte vor Triumph, die Brücke leuchtete hell auf, als ein großer Teil meiner Seele darüber glitt und in ihr verschwand.
    
    Ich schrie auf. Brennender Schmerz drang in mich ein, überall dort, wo Teile meiner Seele fehlten.
    
    Sie lachte höhnisch. "Ja, so hat man mich genannt! Doch das ist nicht mein wahrer Name. Und deswegen hast du auch keine Macht über mich, Patrizia Weiß. Du bist verdammt!"
    
    Nur gut, dass auch das nicht mein "wahrer" Name war. Ich hatte noch fünf weitere Vornamen, die ich überhaupt nicht kannte. Typischer Weiß-Overkill. Mutter, Großmutter und drei weitere ihrer Vorfahren ...
    ... hatten mir je einen direkt nach meiner Geburt verpasst. Nur, falls die Hexe alle fünf Frauen in die Finger bekam und auch alle fünf zum Reden brachte, konnte sie in meinen Geist vordringen und mich vollständig beherrschen. Bis dahin würde sie mich wohl hier in der Luft hängen lassen. Ich hoffte nur meine Verwandtschaft würde sich nicht ködern lassen und hierherkommen.
    
    Sie bewegte ihre Hände, und der Boden unter mir öffnete sich wie die Blende einer Kamera. Darunter brodelte Lava. Hölle. Klar. Langsam aber sicher wurde mir heiß. Sehr heiß. Grauenhaft heiß. Flammen schlugen an mir hoch. Doch seltsamerweise schienen sie keinen Schaden anzurichten. Nur diese grauenhafte Hitze die mich komplett erfüllte.
    
    Ich versuchte, einen Schutzzauber gegen die Hitze zu weben, doch schon der kleinste Versuch, die dunkle Materie zu beeinflussen, ließ einen grauenhaften Schmerz in meinem Kopf explodieren.
    
    Verdammt! Verdammt! Verdammt!
    
    *
    
    Eine Bewegung am Rand meines Gesichtskreises weckte mich aus meiner Agonie.
    
    Gefühlt jahrhundertelang hing ich schon hier. Ohne Chance, mich zu bewegen, und immer wieder tauchte die Hexe auf und sog jedes Bisschen an Willen aus mir heraus.
    
    Doch diesmal war es jemand anders. Zwei dunkle Gestalten, die aber keine Roben trugen, sondern deren Dunkelheit teilweise von der Hautfarbe herzurühren schien.
    
    War der eine etwa — wie hieß der junge Mann nochmal, den ich vor Äonen kennengelernt hatte — Leon? Aber selbst wenn er das war, was konnte er schon ...