1. Merlins Kinder 06.2 Hexenjagd


    Datum: 26.04.2022, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byPhiroEpsilon

    ... dass Leon sich jedes Mal entschuldigte.
    
    "Muss das sein?", zischte er mich nach einiger Zeit an.
    
    "Gehört dazu", sagte ich. "Strafe muss schließlich sein."
    
    Endlich erreichten wir die vorderste Reihe. Ich wischte die Seele beiseite, die gerade mit dem Dämon hinter dem Tresen sprechen wollte.
    
    "He", beschwerte sie sich. "Ich war zuerst da."
    
    Ich richtete mich etwas höher auf, was mit Leons Körper natürlich nicht so gut klappte wie mit meinem eigenen, aber die Seele war trotzdem angemessen eingeschüchtert.
    
    "Was kann ich für Sie tun, mein Herr?", fragte der Dämon dienstbeflissen.
    
    "Ich möchte Geld abheben."
    
    "Haben Sie denn eine Karte?"
    
    "Nein", sagte ich, "aber das hier:" Damit griff ich in die Luft und ein Pergament erschien. Ich drückte es dem Bankangestellten in die Hand.
    
    Der runzelte die Stirn, fing dann aber an, auf seiner Computertastatur herumzutippen.
    
    "Was ist das?", fragte Leon.
    
    "Ein Schuldschein."
    
    "Und wieso sind wir dann hier"
    
    "Ich habe gehört, dass ein Nachkomme meines Schuldners diese Bank gegründet hat."
    
    "Oh, und wie viel Geld hast du zu kriegen?"
    
    "Der Schuldschein lautet über eine Seele."
    
    "Aha. Was ist so etwas heute wert?"
    
    "Keine Ahnung. Er wollte sie mir mit fünf Prozent pro Jahr verzinsen."
    
    Leon runzelte die Stirn. "Eine Seele verzinsen?"
    
    Ich lachte auf. "Ach so, du kennst ja nur Gulden. Die Seele ist das hiesige Zahlungsmittel." Ich wandte mich an den Dämon, der mich seltsam anblickte. "Gibt es irgendein ...
    ... Problem damit?"
    
    "Sind Sie Herr Mulam-Kisch Bargal-Nunna?"
    
    "Das ist mein Name." Einer von vielen falschen, die ich im Laufe meiner Existenz getragen hatte.
    
    "Wir — äh — hatten Ihnen eine Mitteilung geschickt."
    
    Ich runzelte die Stirn. "Die habe ich nicht bekommen. Ich war schon lange nicht mehr hier."
    
    "Der — äh — Vorstand hat im Jahr 2440 vor Christus beschlossen, die Zinsen für ihr Guthaben auf null zu senken."
    
    "WAS???"
    
    Ich rechnete kurz nach. Bei fünf Prozent bekam ich alle zwanzig Jahre eine Seele gutgeschrieben. In den fünftausend Jahren seitdem sollten das zweihundertfünfzig an Zinsen sein. Wenn die aber schon nach fünfhundert Jahren aufgehört hatten—
    
    Leon legte seine Hand auf meinen Arm. "Simba", sagte er mit einem seltsamen Lächeln. "Du solltest dir vielleicht erst einmal anhören, wieviel Geld du auf dem Konto hast."
    
    "Wieso?" Ich wandte mich wieder an den Dämon. "Also?"
    
    "Ihr Guthaben beläuft sich auf — äh — vierunddreißig—"
    
    "WAS???"
    
    "Vierunddreißig Milliarden vierhundertfünfzig Millionen siebenhundertfünfundzwanzigtausend fünfhundertfünfzig Seelen."
    
    Ich starrte ihn wortlos an.
    
    Leon grinste. "Ich nehme an, Bro, du hast noch nie etwas von Zinseszins und exponentiellem Wachstum gehört?"
    
    Ich schüttelte den Kopf. "Großer Satan!", murmelte ich. Was sollte ich nur mit all dem Geld anfangen? Mir Paläste bauen lassen? Millionen von Ochsen kaufen? Frauen? Ja, Frauen! Viele Frauen. Tausende von Frauen.
    
    "Was kostet denn derzeit ein Zimmer ...
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