1. Der Jogger vom Mainufer Teil 02


    Datum: 01.05.2022, Kategorien: Schwule Autor: byDer_MainHesse

    ... und mach' dir nix vor."
    
    Eigentlich war ich mir längst sicher, dass ich mich verliebt hatte, aber ich konnte es Thilo nicht sagen -- erstens aus Stolz, zweitens aus Angst er könnte sich zurückziehen und ich würde ihn dann verlieren. Aber ich wusste, dass es nichts bringen würde den Kopf in den Sand zu stecken. Eigentlich hatte er mit allem, was er sagte, Recht. Ich wollte mir aber erst einmal selbst darüber klar werden, was ich wollte und vor allem tun und aushalten konnte.
    
    „Ja, wahrscheinlich hast du Recht... Und jetzt?" -- „Ich kann nur von mir reden. Ich fänd's schade, wenn wir uns nicht mehr sehen würden, aber ich würd's verstehen wenn du sagst, das du's nicht kannst." -- „Ich möchte dich auch nicht verlieren..." -- „Warten wir einfach ab, es bringt nix, überstürzt irgendwas zu entscheiden, was man dann entweder bereut oder gar nicht einhalten kann. Wichtig ist nur, dass du dir keine Hoffnungen machst. Das würd' nicht gut gehen." -- „Ok... Ich weiß gerade nicht, was ich sagen soll..." -- „Das musst du auch nicht." Was dann folgte, war der ...
    ... Versuch, noch ein bisschen Smalltalk zu führen, damit wir uns nicht in so einem merkwürdigen Moment verabschieden mussten. Aber die Stimmung war so komisch, dass es vielleicht doch besser gewesen wäre. Zum Abschied sagte mir Thilo „Mach's gut! Wir hören voneinander!" und ich konnte nur mit großer Mühe meine Tränen zurückhalten.
    
    Als ich alleine war, heulte ich, wie ich seit Langem nicht geheult hatte. In mir spielte sich ein innerer Kampf ab, der mich fast durchdrehen ließ: Auf der einen Seite wollte ich Thilo nicht verlieren; mehr noch, ich wollte ihn so oft wie möglich sehen, wollte ihn an meinem Leben teilhaben lassen und an seinem Leben teilhaben, wollte die Wärme seines Körpers spüren. Auf der anderen Seite wusste ich, dass ich durch die Hölle gehen würde, wenn ich auf Dauer nicht das bekommen würde, wonach ich mich sehne und was ich brauche. So wie ich Thilo im Café erlebt habe, so wie er geredet hat, das alles ließ mich daran zweifeln, dass es zwischen uns weitergehen konnte wie bisher. So traurig mich das machte: Unsere Geschichte war (vorerst) vorbei. 
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