1. Der Jogger vom Mainufer Teil 02


    Datum: 01.05.2022, Kategorien: Schwule Autor: byDer_MainHesse

    Seit unserem Abend auf dem Weihnachtsmarkt, der wider Erwarten in meinem Bett geendet hat, waren vier Wochen vergangen. Thilo und ich hatten uns seitdem ein paar mal geschrieben, aber unsere Nachrichten enthielten nicht einmal Andeutungen auf unsere gemeinsame Nacht und zu einem Treffen hatten wir es noch nicht geschafft. Thilo war erst nach Neujahr von seinen Eltern zurückgekommen, in der ersten Januar-Hälfte hatten wir beide wegen dem Studium bzw. der Arbeit alle Hände voll zu tun. Nun, nach vier Wochen, hatte ich beschlossen, einen neuen Versuch zu starten. Ich schrieb Thilo und schlug ihm vor, am darauffolgenden Wochenende ein Bier trinken zu gehen. Die Antwort ließ nicht auf sich warten: Er hätte zwar Lust auf ein Treffen, sei jedoch gerade ziemlich ausgebucht, wir könnten uns aber an dem Samstag auf einen Kaffee in der Innenstadt treffen.
    
    An besagtem Samstag empfand ich eine Mischung aus Vorfreude und Nervosität, als ich mich auf den Weg zum Café machte. Würde einer von uns das ansprechen, was vor Weihnachten passiert war oder würden wir so tun, als wäre nichts passiert? Und würde die Stimmung dann nicht komisch sein? Wie sollte es überhaupt weitergehen zwischen Thilo und mir? Ich versuchte, diese Fragen so schnell wie möglich aus dem Kopf zu bekommen und es mit dem alten Sprichwort zu halten: Abwarten und Tee trinken! Beziehungsweise erst einmal Kaffee!
    
    Thilo wartete bereits auf mich, als ich mit ein paar Minuten Verspätung das Café betrat. Nachdem wir uns zur ...
    ... Begrüßung umarmt hatten und uns einen Kaffee und ein Stück Kuchen bestellt hatten, tauschten wir erst einmal Neuigkeiten aus. Nach und nach wurde das Gespräch immer persönlicher, wodurch wir uns besser kennenlernten. Ich fühlte mich wohl mit ihm und gab Sachen über mich preis. Die Gedanken und die Sorgen, die ich noch kurz davor hatte, waren wie vergessen. Doch als ich den Eindruck hatte, dass Thilo vorschlagen würde zu zahlen, kam auf einmal das Bedürfnis hoch, das Thema, das mich die ganzen letzten Wochen beschäftigt hatte, unbedingt noch anzusprechen. Ich wusste, dass ich mir Vorwürfe machen würde und vor allem, dass ich keine Ruhe finden würde, wenn ich es nicht tun würde. Und wer wusste, wann die nächste Gelegenheit kommen würde?
    
    Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sagte ihm, dass ich noch etwas ansprechen wollte und dass es um den Abend vor Weihnachten ging. Ich merkte an seinem Gesichtsausdruck und an seiner plötzlich etwas unruhigen Körperhaltung, dass Thilo das Thema lieber vermieden hätte und kurz am Überlegen war, wie er reagieren sollte. Letztendlich beschränkte er sich auf ein „Schieß los!" Ich bemühte mich darum, so locker wie möglich zu bleiben und es so klein und banal wie möglich aussehen zu lassen, was mir -- so viel Ehrlichkeit muss sein -- nur teilweise gelang. Zusammengefasst erklärte ich ihm, dass der Abend damals doch anders als erwartet geendet hätte, sagte ihm augenzwinkernd, dass ich es keineswegs bereuen würde, mich aber fragen würde wie ...
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