1. Wüstengarten 01


    Datum: 15.07.2022, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byKatPissinger

    Beim Meer der vielen Inseln, gleich am Rande, wo die Wüste des Roten Sandes auf die Wüste de Schwarzen Sandes trifft, lag dereinst die Stadt Gurganj. Ach, wie soll ich Euch, liebste Leser, das Wunder beschreiben, das Gurganj war? Ihre Türme, die sich in den Himmel erhoben, als wollten sie Gott selbst dort oben treffen. Ihre Straßen die mit solch makellos poliertem Stein gepflastert waren, dass sie im Sonnenlicht wie Gold schimmerten. Die Paläste, die an diesen Straßen entlang standen, mit den satten, grünen, üppigen Gärten, die dazwischen lagen und den schönen, stolzen Menschen, die dort entlang gingen. Und kein Palast war anmutiger und keine Gärten mehr zu bewundern, als die, welcher der Kaiserin gehörten, die sie die Turkan nannten.
    
    Sie regierte die Stadt, wie auch das Königreich von Xvarazm, dessen Reichtum keine Grenzen kannte, und von deren Wundern weit und breit erzählt wurde. Viele Reisende durchquerten die öde Hochebene, um an der Schönheit teilzuhaben und mit den Wundern zu handeln, die nur Xvarazm bieten konnte. Diese wunderlichen Güter brachten ein wahrhaftiges Vermögen in fernen Reichen ein, falls jemand es tatsächlich über sich bringen würde, sie wieder in schnödes Gold einzutauschen. Die Königin jedoch zeigte sich nur selten, und wenn es ihr nach den magischen Schätzen von Gurganj gelüstete, so musste ihr Garten und Palast wohl genug davon bereit halten, um ihr jedes Bedürfnis zu erfüllen.
    
    Und in der Tat hieß es, dass hinter der hohen, glitzernden ...
    ... Palastmauer Wunder verborgen lagen, die selbst die Menschen von Xvarazm in ungläubiges Staunen versetzen würden. Dort waren mystische Texte, die herrlicher und erleuchtender waren als die des großen Najmuddin Kubra, zusammen mit magischen Steinen, die sicherlich von Dämonen und Ifriten gemacht wurden, denn kein Sterblicher konnte solche Wunder wirken; eine Bibliothek, die mit dem ganzen Wissen dieser Welt, und vieler anderer gefüllt war, was selbst den großen Al-Biruni beschämen würde; und Unmengen von wunderschönen Dienern, die bereit standen, um jeden Wunsch der Königin zu erfüllen. Doch das größte Wunder von allen, hieß es, waren die Palastgärten, wo die Bäume goldene Früchte trugen, und Trauben, die alle Krankheit heilten, und Blätter und Kräuter, die zu Tränken gebraut werden konnten, welche das Geschenk des Fliegens verliehen. Wahrhaftig, wer würde wohl jemals Wundern wie diesen überdrüssig werden?
    
    Es ergab sich jedoch so, dass es in der Stadt Gurganj eine Frau gab, ein geschicktes und schlankes Wesen, die bei dem Namen Nilgün gerufen wurde. Sie war ein Händler in Geschichten, als auch eine Kunsthandwerkerin, doch sie arbeitete des Nachts als Diebin, denn sie war eine wilde Frau und ihre Füße waren so leicht wie die einer Katze. Und Nilgün war auch neugierig wie eine Katze. Die Wunder des Palastes der Kaiserin bevölkerten ihre Träume und trieben sie des Tages um. Sie sehnte sich danach, auch nur ein einziges dieser Artefakte zu sehen, zu berühren, und ja, zu stehlen, denn ...
«1234...»