Merlins Kinder 03: Das große Abenteuer
Datum: 25.09.2022,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byPhiroEpsilon
... magische Zentralheizung oder so etwas verfügte.
Es gab auch keine Hausschuhe, sondern leichte Lederstiefel. Kopfschüttelnd lief ich aus meinem Zimmer, den Flur entlang und in die Küche. Eine meiner Tanten drehte sich um und sank auf die Knie. Mit gebeugtem Kopf erwartete sie meine Befehle. "Steh auf", sagte ich knapp, "und mach weiter."
Sie erhob sich, lächelte mich an und nickte dann in Richtung zum Küchentisch. Dort lag ein Blatt Papier. Eine handgeschriebene Notiz.
"Kümmere dich um deine Schwester. VOR dem Frühstück. Wir sind zum Mittagessen bei deinen Großeltern und kommen erst spät wieder. Benimm dich gegenüber deinen Tanten. Hol deine Lektionen nach. Nach dem Abendessen frage ich dich ab."
Keine Unterschrift, doch niemand außer Vater würde mir so etwas hinterlassen. Es schien, als ob Michael seine Pflichten nicht zu ernst nehmen würde. Okay. Daheim hätten Mama und Oma wohl dasselbe von mir gesagt.
Mit Ausnahme dessen, dass ich mich gegenüber irgendwelchen Erwachsenen β verwandt oder nicht β niemals so benehmen würde, wie es Michaels Erinnerungen mir genüsslich verrieten.
Ich wagte einen Seitenblick auf Tante Marga. Sie hatte tatsächlich einen Striemen auf dem Hintern, wo Michael eine Peitsche ausprobiert hatte. Gott Herne, was für ein Früchtchen.
Ich lief zum Tresen, wo ein Tablett bereitstand. Ein Napf mit einem unidentifizierbaren Brei und ein Schlüssel. Tanja hatte noch ihre Zähne β sie zu ziehen war ein Teil des Hochzeitsritus β doch sie hatte ...
... wie alle Frauen noch nie feste Nahrung bekommen. Der Schlüssel war für den Käfig. Ich β Michael β würde ihn bei der Hochzeit feierlich übergeben bekommen. Als Zeichen seiner absoluten Herrschaft über seine Schwester.
Was für eine Welt!
Ich lief zurück in mein Zimmer. Tanja war wach. Sie kniete in ihrem Käfig und blickte mich glücklich an wie ein Welpe sein Frauchen. Ich fühlte mich beschissen.
*
Irgendwann während ich Tanja versorgte β was auch beinhaltete, dass ich sie beim Pinkeln und Waschen beaufsichtigte β kam mir der Gedanke, ob ich denn wohl die Einzige war, die es auf diese Welt verschlagen hatte.
Also begann ich, Leute anzurufen.
Normalerweise benutzte ich mein Handy dafür. Ich stellte mir den vor, den ich erreichen wollte, und die Verbindung wurde magisch aufgebaut. Das funktionierte auch dann, wenn derjenige gar kein Handy hatte β Ur-Uroma Waltraud zum Beispiel.
Aber wenn es am anderen Ende funktionierte, dann musste es auch an meinem. Ich fing mit meinen Eltern an, aber niemand reagierte β das wäre auch zu schön gewesen. Dann probierte ich meine ganze Familie durch β ohne Glück.
Kurz bevor ich endgültig aufgab, fiel mir noch meine neue Familie ein. Und Melanie meldete sich beim zweiten Klingeln.
"Hallo?"
"Melanie!", schrie ich erleichtert. "Gott Herne sei Dank!"
"Patrizia", flüsterte sie. "Wo bist du?"
"Im Haus meiner Eltern, die nicht meine Eltern sind. Ich hab' schon den ganzen Morgen versucht, jemanden zu finden, der nicht von ...