Merlins Kinder 03: Das große Abenteuer
Datum: 25.09.2022,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byPhiroEpsilon
... Das war ein Gottesmal in Form von Lippen.
Sie stöhnte leise. Ich legte meine Hand auf ihre Stirn. Sie war kühl, es fühlte sich nicht nach einem Fieber an. "Was ist geschehen?", wandte ich mich an den Jungen, bevor mir einfiel, dass er mich wohl weder verstehen noch mir erklären konnte, was ich wissen wollte.
Die Frau murmelte etwas in einer Sprache, die sich nach Germanisch anhörte.
"Ihr Name?", fragte ich den Jungen.
"Melanie", antwortete er. "Auxiliate?"
"Ihr fehlt nichts", sagte ich. "Sie wird bald aufwachen."
Ich wandte mich um. Alle Soldaten standen um mich herum und starrten die inzwischen notdürftig verhüllte Frau an. "Habt ihr nichts Besseres zu tun?", fragte ich sie. "Schlagt ein Lager auf. Wir bleiben über Nacht hier. Bewegt euch!"
*
Wir hatten zwar nicht geplant, zwischen zwei Dörfern zu übernachten, doch mein treuer Patroclus ging nie irgendwelche Risiken ein. Wir hatten einen Pferdewagen dabei, der bis obenhin mit allem Möglichen vollgestopft war, was man für einen langen Feldzug brauchte.
Es dauerte nicht lang und die Männer hatten ein großes Zelt mit zwei Abteilen aufgeschlagen, in dem aus Heu drei Lagerstätten für uns Frauen und bereitet waren.
Sie hatten die seltsamerweise immer noch schlafende Melanie auf eine der Lagerstätten gebettet.
Ich schickte die Männer hinaus und wollte mich gerade daranmachen, sie gründlich zu untersuchen, als der kleine Michael mir etwas entgegenstreckte. Es war ein geflochtener Kranz aus Blättern ...
... so groß wie ein Armband.
"Non periculosus", sagte er. "Auxilium audire."
Hilfe zu hören? Ich schüttelte den Kopf ob des grauenhaften Lateins und musterte den Kranz. Er strömte Magie aus, göttliche Magie, aus derselben Quelle wie Melanies Mal. Machtvoll, aber offensichtlich ungefährlich.
Ich griff nach ihm.
"Gottseidank!", murmelte Melanie und richtete sich auf. Es schien ihr gar nichts auszumachen, dass dabei die Decke herunterrutschte und ihren Oberkörper freigab.
Ich blickte verwirrt von ihr zu Michael.
"Leg dir das Armband um", sagte er. "Dann kannst du uns verstehen und hast deine Hände frei."
Er sprach weder Walisisch noch Britannisch noch Latein. Es hörte sich irgendwie Germanisch an, aber ich konnte es perfekt verstehen. Ich schob meinen Arm in das Band.
"Wer seid ihr beide?", fragte ich.
"Zeitreisende", sagte Michael grinsend.
"Patrizia", sagte Melanie. "Kannst du dich bitte zügeln."
"Ist schon gut, Großmutter."
"Zeitreisende? Patrizia? Großmutter?"
"Richtig", sagte der Junge. "Das hier —" Er wies auf seinen Unterleib. "— ist Michael, aber hier drin —" Sein Finger wies auf seine Schläfe "— steckt hundert Prozent Patrizia."
Ich runzelte die Stirn. "Ihr seid wandernde Seelen?"
"Nicht wirklich", sagte Melanie. "Aber du kennst so einen Zauber?"
Ich nickte langsam. Ich kannte sogar mehrere verschiedene. Allerdings eher vom Hörensagen. Ich war eine Anhängerin der Morrígan, doch das hieß nicht, dass ich auch die dunklen Seiten ...