Das Patrick-Projekt
Datum: 29.10.2022,
Kategorien:
Erstes Mal
Autor: Dingo666
... schon eingesehen, dass es Quatsch war, aus meinem süßen Chef ein "Projekt" zu machen. Kindisch, das!
Und davon mal abgesehen - schließlich bin ich als Arbeitskraft hier. Mehr war nicht geplant. Alles andere hat sich zufällig entwickelt.
"... sollten wir also gegen vier Uhr mit allem durch sein", kommt er zum Schluss und legt den Zettel weg.
"Gut", nicke ich und versuche, Tatendrang auszustrahlen. "Packen wir es an."
"Genau." Er grinst breit. Durchschaut er mich schon wieder? "Ach, und übrigens: Hast du heute Abend schon was vor?"
"N-nein." Ich reiße die Augen auf. Also doch? Also...
"Fein." Patrick erhebt sich und trinkt seinen Kaffee im Stehen leer. "Dann möchte ich dich heute Abend zum Essen einladen."
"Oh, super! Da freue ich mich drauf!"
Das stimmt nur bedingt. Ja, ich freue mich auf ein Essen mit Patrick. Aber er will mich wohl in eines der Restaurants im Tal ein laden. Die sind alle nett, aber ich würde lieber mit ihm hier oben bleiben. Der Quellenhof und die Almhöhen ringsum fühlen sich an wie ein geheimes Paradies. Wie eine Blase, die über der Realität schwebt. Ich verspüre nicht die geringste Lust, wieder in die graue Welt darunter einzutauchen.
Egal. Hauptsache, ich kann den Tag mit ihm verbringen.
Und das tue ich erst mal. Der Samstag ist ein chaotischer Wirbel aus Terminen, Verpflichtungen und Aufgaben. Wir fahren nacheinander zu den vier Hütten, und Patrick macht die Schlussabrechnung mit den Touristen und knipst Selfies mit ...
... ihnen, für die Webseite. Ich gehe solange die Ausstattungsliste durch und schaue, ob etwas fehlt, oder kaputt gegangen ist. Die Listen sind glücklicherweise kurz: Der besondere Charme des Quellenhofs als Ferienort liegt in der Einfachheit der vermieteten Hütten.
Man könnte auch sagen: Ihrem rustikalen Brettercharme, und dem absichtlichen Verzicht auf so unnütze Dinge wie Strom, fließend Wasser oder Funknetz. Am Rande höre ich mit, dass diese Gäste total begeistert sind und auf jeden Fall wiederkommen wollen. "Eine Oase der Ruhe", flötet eine toupierte Blondine mit einer gruselig rüschigen Bluse, und ihr Mann sagt etwas von "Konzentration auf das Wesentliche." Jajaja.
Gegen Mittag hetzen wir runter, schmieren uns ein Brot, und gehen dann im Supermarkt und in ein paar Läden im Tal einkaufen. Wie befürchtet gefällt es mir gar nicht, plötzlich wieder so viele Leute um mich zu haben. Aber ich behalte das sorgfältig bei mir, ich will Patrick nicht den Tag verderben. Und mir auch nicht.
Wir schaffen es gerade bis 14.00 Uhr zurück. Im Hof wartet schon ein Mercedes aus München. Großes Hallo, offenbar Stammgäste. Sie werden mit einem Schlüssel und einer Kiste mit Verpflegung und Ausrüstung selbst hochgeschickt, sie kennen sich bereits aus. Da kommen auch schon die nächsten, eine Familie aus Hessen. Die sind das erste Mal hier, ich darf sie hoch begleiten und sie einweisen. Natürlich tue ich so, als wäre ich seit tausend Jahren hier im Einsatz.
Bis kurz nach vier haben wir es ...