1. Fasching Teil 2 von 8


    Datum: 19.11.2022, Kategorien: Erstes Mal Autor: byNimmermehr

    ... leben und mit dieser Scheiße abschließen. Das Abitur hat sie durchgezogen. Jetzt studiert sie BWL.
    
    Und sie will auch eine Familie mit Kindern.
    
    Eine glückliche Familie!
    
    Anders als jetzt!
    
    Aber sie hat kein Geld. Sie hat nur wenige wirkliche Freunde, an die sie sich jetzt wenden kann und sie hat eine Menge Angst.
    
    Sie hat Kraft.
    
    Und sie hat Willen.
    
    Wenn Du sie ohne Bademantel gesehen hättest, wüsstest Du, wie viel Kraft sie hat.
    
    Seit Fastnachtsdonnerstag ist noch nicht alles verheilt... weder körperlich, noch seelisch.
    
    Zwei Tage sind keine lange Zeit..."
    
    „Danke für den Mut, mit mir so offen über all das zu sprechen, Elke. Ich werde deiner Freundin helfen!"
    
    Sie zitterte bei meinen Worten am ganzen Körper. Ich hatte es eben auch an ihrer Stimme gehört. Mein Fenster war vorher offen gewesen. Ich schlief immer in kalten Räumen, es war Frühjahr und wir sprachen schon seit einer geraumen Weile.
    
    Ich stand auf. Elke sah mich an. Ich öffnete den Schrank und holte eine weitere Decke hervor, die ich ihr gab.
    
    Sie nahm sie, schnappte eines meiner drei Kissen, legte sich auf die andere Betthälfte und deckte sich zu. Das hatte ich eigentlich nicht beabsichtigt. Ich dachte, sie würde die Decke nur über die Schultern werfen.
    
    Ich legte mich auch wieder und drehte mich zu ihr hin. Nachdem ich es mir meinerseits bequem gemacht hatte, warf ich meine übergroße Decke auch über sie. Ich merkte, dass sie zitterte.
    
    „Danke Kai."
    
    „Soll ich den Kamin anmachen? ...
    ... Dann wird dir gleich wärmer. Das geht sehr viel schneller, als die Heizung."
    
    Sie zögerte ein wenig. „Gern, wenn es dir nichts ausmacht."
    
    Also stand ich noch einmal auf. Die Handgriffe saßen und das Equipment lag bereit. Ich konnte den Kamin auch im Dunkeln anfachen. Während ich zu Gange war, sprach Elke weiter.
    
    „Wie willst du ihr helfen?"
    
    „Zuerst muss sie irgendwo unterkommen. Ich habe ein paar Adressen von Frauenhäusern und auch von „Wildwasser", einem bundesweit operierenden Verein, der Opfern von Vergewaltigung und Missbrauch hilft. Das wäre eine Option.
    
    Das Problem dabei: Meines Erachtens müssen irgendwann die Behörden eingeschaltet werden und dann kommen im nächsten Schritt Polizei, Gerichte und damit auch die Mutter oder ihr mit ins Spiel. Vielleicht hast du Recht und der Typ tickt wirklich aus.
    
    Glaubst du wirklich, dass er auch euch angeht?"
    
    „Ja! Das heißt, du siehst das nicht als erste Möglichkeit, eher als eine Art Notnagel?"
    
    „Es wäre das „normale" Vorgehen, aber hier wohl eher ein Notnagel."
    
    Ich bewunderte ihre schnelle Auffassungsgabe. Aber ich hatte den Eindruck, sie wollte das Gespräch ganz bewusst zu einem bestimmten Punkt lenken.
    
    Einen Punkt, den ich kannte und den zu nennen ich mir bis zu Letzt aufgehoben hatte.
    
    Die trockenen Holzscheite fingen schnell an zu brennen und ein munteres Feuer hüllte das Zimmer in seinen flackernden und wärmenden Schein. Ich ging zurück ins Bett.
    
    Elke hatte die Decke schon für mich aufgeschlagen ...